Mundbodenkarzinom: Studie bestätigt Nutzen der elektiven Neck Dissection
Mumbai – Bei Patienten mit Mundbodenkarzinom wird häufig auch dann eine Ausräumung der Halslymphknoten vorgenommen, wenn klinisch keine Hinweise auf Lymphknotenmetastasen bestehen. Der Nutzen dieser elektiven Neck Dissection wird durch eine randomisierte Studie aus Indien bestätigt, die auf der Jahrestagung der American Society of Clinical Oncology in Chicago vorgestellt und im New England Journal of Medicine (2015; doi: 0.1056/NEJMoa1506007) publiziert wurde.
Am Tata Memorial Hospital in Mumbai werden seit über zehn Jahren Patienten mit Mundbodenkarzinom (Lokalisation zu 85 Prozent Zunge) im Stadium T1 oder T2 ohne klinischen Befall der Halslymphknoten auf eine elektive Neck Dissection bei der Primäroperation oder auf eine abwartende Haltung randomisiert. Die mediane Nachbeobachtungszeit der ersten 500 Patienten beträgt mittlerweile 39 Monate, und nach den jetzt von Anil d’Cruz vorgestellten Ergebnissen sind bereits Vorteile der elektiven Neck Dissection erkennbar.
In dem Arm mit der vorbeugenden Halslymphknotenausräumung ist es zu 81 Rezidiven und 50 Todesfällen gekommen gegenüber 146 Rezidiven und 79 Todesfällen nach einer therapeutischen Dissektion nach Auftreten von Rezidiven. D’Cruz errechnet eine 3-Jahres-Überlebensrate von 80,0 Prozent nach der elektiven Neck Dissection gegenüber 67,5 Prozent nach therapeutischer Dissektion.
Die Rate Ratio von 0,64 war mit einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von 0,45 bis 0,92 signifikant. Sie bedeutet, dass auf acht Patienten mit elektiver Neck Dissection einer kommt, dem durch den vorbeugenden Eingriff das Leben gerettet wurde (Number needed to treat, NNT). Auch im Endpunkt krankheitsfreies Überleben nach 3 Jahren war die elektive Neck Dissection mit 69,5 Prozent gegenüber 45,9 Prozent im Vorteil. Die NNT beträgt hier 4.
Die Neck Dissection, die vor nunmehr hundert Jahren von dem US-Chirurgen George Crile entwickelt wurde, ist seit langem ein Routineeingriff mit einem geringen Sicherheitsrisiko. Laut d’Cruz kam es bei 16 von 243 Patienten zu Komplikationen. In den meisten Fällen waren es Blutungen, Hämatome oder Folgen der Strahlentherapie.
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