Mutter- und Fremdsprache nach Schlaganfall unterschiedlich betroffen
Gütersloh – Eine Aphasie nach einem Schlaganfall wirkt sich auf die vom Patienten gesprochenen Sprachen unterschiedlich aus. Darauf hat die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe hingewiesen. Die Organisation berichtet von einem spanischen Patienten, der 1970 als junger Mann nach Deutschland kam. Er lernte die deutsche Sprache schnell und sprach sie fortan fließend neben seiner Muttersprache.
Das änderte sich aber schlagartig im Juni 2005, als er im Alter von 53 Jahren unvermittelt einen schweren Schlaganfall erlitt. Die Folge waren eine halbseitige Lähmung und eine Aphasie. Diese hat sich bald zurückgebildet, jedoch nur in seiner Muttersprache. „In Deutsch spricht er bis heute kaum mehr als ja und nein“, berichtet seine Ehefrau.
„Die Fremdsprache ist störanfälliger als die Muttersprache“, erläutert dazu Holger Grötzbach, Leiter der Sprachtherapie in der Asklepios-Klinik Schaufling. Er sieht die entscheidende Ursache dafür in der emotionalen Bindung zur Sprache. „Die besteht in der Regel zur Muttersprache, weil sie mit der Biografie und vielen Erinnerungen verbunden ist“.
Schlaganfall-Betroffene mit Migrationshintergrund stelle dies vor besondere Herausforderungen. Drohe durch körperliche und psychische Beeinträchtigungen ohnehin schon die Isolation, verschärfe die mangelnde Kommunikation die Situation weiter.
Beide Sprachen wieder voll zu erlernen, sei aber für die meisten eine Utopie. Die Sprachtherapie konzentriere sich daher auf eine Sprache, um die Entwicklung einer Mischsprache zu vermeiden. „Da bietet die Muttersprache das größere Rehabilitationspotenzial“, erklärt Grötzbach.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: