Nachsorgeprogramm für Kinder mit Schädel-Hirn-Trauma in Dresden

Dresden – Die Kliniken für Kinderchirurgie, für Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie die Abteilung für Neuropädiatrie der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin der Universitätsklinik Dresden untersuchen gemeinsam Bedarf und Wirksamkeit eines Nachsorgeprogramms für Patienten mit Schädel-Hirn-Trauma.
Dabei geht es insbesondere um Kinder und Jugendliche zwischen acht und 15 Jahren, die aufgrund eines Schädel-Hirn-Traumas stationär im Universitätsklinikum behandelt wurden.
Die Klinik für Kinderchirurgie zählte 2018 rund 10.000 Kinder und Jugendliche, die nach Unfällen aller Art eingeliefert wurden. Neben Knochenbrüchen, Platz- und Risswunden diagnostizieren die Chirurgen gemeinsam mit ihren Kollegen der Anästhesie und Neuropädiatrie in 554 Fällen auch ein Schädel-Hirn-Trauma. Bei etwa 20 Prozent der Patienten zeigten sich im späteren Verlauf Veränderungen im Verhalten und der geistigen Leistungsfähigkeit.
„Früher aufmerksame Schüler schaffen es auch Monate nach dem Unfall plötzlich nicht mehr, sich eine Schulstunde lang zu konzentrieren, sie sind häufiger müde oder haben wiederkehrende Kopfschmerzen“, hieß es aus Dresden. Klar zu diagnostizierende Schädigungen des Gehirns, die zum Beispiel auf einem MRT-Bild erkennbar seien, hätten diese Patienten in der Regel nicht.
Aber das Schädel-Hirn-Trauma könnte Mikrostrukturen im Gehirn in Mitleidenschaft gezogen habe – etwa lange Nervenfasern, die Areale des Gehirns verbinden. Das neue Kooperationsprojekt hat zum Ziel, für solche Folgen eines Schädel-Hirn-Traumas ein gezieltes ambulantes Versorgungsangebot für betroffene Patienten zu schaffen. Die Dresdener Ärzte wollen dazu das Neurofeedback als Therapieansatz für Kinder und Jugendliche nach einem Schädel-Hirn-Trauma nutzen.
Ein weiteres Ziel des fachübergreifenden Projektes ist es, die Wirksamkeit dieser Methode für betroffene Patienten zu optimieren und entsprechende individuelle Behandlungsoptionen in der Nachsorge zu schaffen. Dazu können sich die Eltern bereits bei der Entlassung aus dem Krankenhaus entscheiden, ob sie grundsätzlich an einer Teilnahme an dem Projekt interessiert sind.
Drei Monate später werden sie dann von dem Forscherteam erstmals kontaktiert und gefragt, ob sie seit dem Schädel-Hirn-Trauma Probleme in der Aufmerksamkeit oder anderen Denkvorgängen ihrer Kinder beobachtet haben. Falls dies der Fall ist, erhalten die Kinder und Jugendlichen einen Diagnostiktermin im Uniklinikum und werden gegebenenfalls in die Neurofeedbackbehandlung aufgenommen.
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