Nächtliche Hypoglykämien verursachen unerkannte Rhythmusstörungen
Sheffield – Nächtliche Hypoglykämien können nach Ansicht von Forschern der University of Sheffield ein bisher wenig beachteter Risikofaktor für verschiedene Arten von Herzrhythmusstörungen sein. Möglicherweise geht dies für die Patienten mit einem erhöhten kardiovaskulären Risiko einher. Die Arbeitsgruppe um Simon Heller veröffentlichte Ergebnisse einer entsprechenden Vorstudie in Diabetes (http://dx.doi.org/10.2337/db13-0468).
Nächtliche Hypoglykämien sind laut den Autoren eine Ursache für das „Dead in bed“- Phänomen, besonders bei jungen Patienten mit einem Diabetes Typ 1. Doch auch für Patienten mit einem insulinabhängigen Typ 2 Diabetes könnten die Hypoglykämien ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko bedeuten.
Untersuchungen wie das Initial Glargine Intervention Trial oder die NICE-SUGAR Studie legen laut den Autoren nahe, dass schwere Hypoglykämien direkt für Todesfälle durch Arrhythmien verantwortlich sein könnten. Dennoch ist laut der Arbeitsgruppe der direkte Zusammenhang zwischen Hypoglykämien und tödlichen Arrhythmien nicht ausreichend belegt.
Die Forscher rekrutierten für die Vorstudie 25 Patienten mit einem insulinabhängigen Typ-2-Diabetes, die durch kardiovaskuläre Erkrankungen vorbelastet waren und mindestens zwei weitere Risikofaktoren aufwiesen. Die Patienten erhielten tagsüber und nachts ein kontinuierliches Glukosemonitoring und ein EKG.
Während ihrer Messung zeichneten die Forscher 134 Stunden mit Hypoglykämien, 65 mit Hyperglykämien und 1.258 Stunden mit Euglykämien auf. Die Wissenschaftler stellten fest, dass während der hypoglykämischen Episoden (≤63 mg/dL) bei den Patienten signifikant häufiger Bradykardien (achtfaches Risiko) und ventrikuläre ektopische Aktivitäten auftraten (vierfaches Risiko). Bei einzelnen Patienten konnten die Forscher während der Hypoglykämien verlängerte QT-Zeiten und abgeflachte T-Wellen feststellen. Diese Rhythmusstörungen könnten das Risiko für Arrhythmien und Ischämien besonders erhöhen.
Die Forscher möchten jedoch trotz ihrer Ergebnisse keine unnötige Besorgnis vor den hypoglykämieinduzierten Arrhthymien erregen. Sie schätzen direkte Todesfälle durch die hypoglykämischen Episoden als eher selten ein. Ob diese symptomlosen Arrhythmien auch eine klinische Rolle spielen, müssten größere Studien klären
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