Nahrungsmittelallergien selten tödlich
Bis zu 10 Prozent aller Kinder und etwa 2 bis 3 Prozent der Erwachsenen leiden unter einer Nahrungsmittelallergie. Die größte Sorge der Betroffenen ist, dass sie bei einer versehentlichen Exposition einen anaphylaktischen Schock erleiden und sterben. Todesfälle durch Nahrungsmittelallergien sind jedoch äußerst selten. Auch für Ärzte gilt: Jeder hat davon gehört, aber die wenigsten haben es je miterlebt.
Für Nahrungsmittelallergiker ist die Gefahr, an einer anaphylaktischen Reaktion zu sterben, nicht größer als die Wahrscheinlichkeit, Opfer eines Mordes zu werden, berichten britische Epidemiologen. Das Team um Robert Boyle vom Imperial College London hatte 13 Studien ausgewertet, in denen 240 Todesfälle dokumentiert wurden – bezogen allerdings auf 165 Millionen Personenjahre (Micromort: 1 Todesfall pro 1 Million Personenjahre).
Die Inzidenz einer tödlichen Nahrungsmittelallergie schätzen die Forscher auf 1,81 Micromort (95-Prozent-Konfidenzintervall von 0,94 bis 3,45). In der Altersgruppe unter 20 sind es mit 3,25 Micromort (1,73-6,10) etwas mehr. Doch selbst die wohl am meisten gefürchtete Erdnussallergie ist mit 4,25 Micromort (2,17-8,31) in Europa nicht häufiger als ein Tod durch einen Mordanschlag (3,82 Micromort). Mit 73,9 Micromort ist es auch für Erdnussallergiker sehr viel wahrscheinlicher, bei einem Verkehrsunfall ums Leben zu kommen als durch einen allergischen Schock.
Das bedeutet allerdings nicht, dass Lebensmittelallergiker sich nicht weiter um ihre Erkrankung kümmern müssen. Die Vermeidung einer Exposition ist schon deshalb ratsam, da sie dem Patienten lästige Symptome erspart. Aus allergologischer Sicht droht auf Dauer auch ein Etagenwechsel. Spätestens, wenn es zur Entwicklung eines allergischen Asthmas kommt, kann es für Menschen mit Nahrungsmittelallergien zu lebensgefährlichen Situationen kommen.
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