Nationaler Aktionsplan für Versorgungsforschung gefordert
Berlin –. Das Deutsche Netzwerk für Versorgungsforschung und die Bertelsmann Stiftung haben Ende Oktober einen nationalen Aktionsplan für Versorgungsforschung gefordert. Dazu gehören aus Sicht der beiden Organisationen eine Priorisierung der Themen der Versorgungsforschung, ein freier und offener Zugang zu verbesserten Versorgungsdaten sowie der Ausbau der Disziplin in Forschung und Lehre. Mit der Stärkung der Versorgungsforschung solle die Zugangs-, Verteilungs- und Bedarfsgerechtigkeit in der Versorgung erhöht werden, hieß es.
In dem anlässlich des zwölften Deutschen Kongresses für Versorgungsforschung veröffentlichten Eckpunktepapier kritisieren die Autoren, dass „die im deutschen Gesundheitswesen vorhandenen Informationen weder für Prozesse der Versorgungssteuerung noch zur Herstellung der Versorgungstransparenz zur Verfügung“ stünden. Ohne qualitätsgeprüfte, flächendeckende Sekundärdaten könne aber keine wissenschaftlich solide Versorgungsforschung betrieben werden und keine fundierte Politikberatung erfolgen.
Zwar wurde mit dem GKV-Versorgungsstrukturgesetz der Zugang zum Datensatz des morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleichs erleichtert. „Für eine sinnvolle versorgungswissenschaftliche Nutzung fehlen aber beispielsweise die Daten zu Prozeduren und Leistungen im stationären Bereich, Todeszeitpunkte oder Regionalvariablen“, sagte Wolfgang Hoffmann, Leiter der Abteilung Versorgungsepidemiologie und Community Health an der Universität Greifswald. Er forderte den Gesetzgeber auf, die Verknüpfung der Sekundärdaten mit anderen Daten, beispielsweise aus den Krebsregistern, zu ermöglichen.
Die beiden Organisationen plädierten ferner dafür, die Themen der Versorgungsforschung nach Relevanz und Bedarf zu priorisieren. Die Initiative zu diesem Prozess müsse gemeinsam von den zuständigen Bundesministerien für Forschung sowie für Gesundheit ausgehen. Darüber hinaus sollten die maßgeblichen Akteure aus Wissenschaft und Versorgungsforschung, die Spitzenorganisationen der Kostenträger und Gesundheitsberufe sowie Verbraucher- und Patientenorganisationen daran beteiligt werden.
Die Autoren des Eckpunktepapiers schlagen insgesamt zehn Themen vor, darunter evidenzbasierte Informationen und Beteiligung von Patienten im Behandlungsgeschehen, Angemessenheit von Leistung und Indikationsstellung (Über-, Unter-, Fehlversorgung) sowie Indikatoren zur Versorgungsqualität und Patientensicherheit, die ihrer Ansicht nach zu den prioritären Themen zählen sollten.
Im Rahmen des Aktionsplans forderten die Bertelsmann Stiftung und das Netzwerk außerdem, die Versorgungsforschung künftig durch eigene Lehrstühle und Forschungseinrichtungen strukturell abzusichern. Zudem sei es notwendig, parallel zu den nationalen Gesundheitszentren ein nationales Versorgungsforschungszentrum nach niederländischem Vorbild einzurichten.
Die Finanzierung des Forschungszweigs soll einerseits aus der Struktur- und Forschungsförderung des Bundes und andererseits durch „eine verlässliche geregelte und nachhaltige Finanzierung seitens der Kostenträger der gesundheitlichen Versorgung“ erfolgen.
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