Gesundheit

Neandertaler mit Knochentumor

  • Donnerstag, 6. Juni 2013

Die Neandertaler waren noch nicht den Umweltgiften der heutigen Industriegesellschaft ausgesetzt, und sie ernährten sich nicht von Fertiggerichten. An Neoplasien konnten die vor etwa 120.000 Jahren lebenden Verwandten des modernen Menschen dennoch erkranken, wie jetzt die Untersuchung einer Rippe zeigt, die bereits vor hundert Jahren in einer Höhle in Kroatien gefunden worden war.

Das Fundstück „120.71“ war lange Zeit unbeachtet geblieben. Es handelt sich um ein 30 Millimeter langes Fragment der linken Rippe eines Erwachsenen. An einer postmortalen Bruchstelle weist der Knochen eine ungewöhnlich glatte Aussparung in einer Ausdehnung von 7,6 auf 18 Millimetern auf. Die trabikuläre Struktur des Knochens ist hier aufgehoben, der Rand ist scharf begrenzt. Mittels Röntgen- und CT-Untersuchung konnte der Anthropologe David Frayer von der Universität von Kansas in Lawrence eine osteolytische Knochenläsion nachweisen, die auf einen Tumor hinweist, der natürlich nur noch als Abdruck vorhanden ist. Eine Fraktur scheidet aus, da der Knochen erst nach dem Tod zerbrochen ist. Gegen eine Osteomyelitis spricht, dass ein sklerotischer Randsaum fehlt. Eine Metastase oder ein multiples Myelom sind unwahrscheinlich, da der Knochen in der Umgebung keine Veränderungen aufweist.

Frayer tippt auf eine fibröse Dysplasie. Dieser benigne Tumor tritt bevorzugt in den Rippen auf. Als Ursache werden somatische Mutationen angenommen, die zur Bildung eines fibrösen Knochengewebes führen. Die Tumoren treten schon in jungen Jahren auf. Wie alt der Patient war und ob es sich um eine Frau oder einen Mann handelt, können die Anthropologen mangels weiterer Fundstücke des Skeletts nicht sagen. Der bisher älteste Knochentumor war bei einer Mumie aus dem alten Ägypten gefunden worden.

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung