Neue Bluttests zur Krebsfrüherkennung noch wenig evaluiert

Berlin – Neue Bluttests könnten möglicherweise künftig die Krebsfrüherkennung erleichtern. Im Augenblick ist die Datengrundlage bei einigen bereits intensiv beworbenen Tests aber noch dürftig. Krebsspezialisten verschiedener Fachgesellschaften warnen daher vor falschen Erwartungen.
„Die Krebsfrüherkennung findet in einem wissenschaftlich sehr dynamischen Umfeld statt“, sagte Hermann Einsele, geschäftsführender Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO).
So habe man in den vergangenen Jahren gelernt, dass viele ältere Menschen im Blut Hinweise auf Erkrankungen wie eine Chronische Lymphatische Leukämie oder ein Multiples Myelom zeigten, sich diese Erkrankungen aber nie entwickele.
Solche Testergebnisse könnten aber zu großen Ängsten und massiver Verunsicherung führen, mahnte er. Die Fachgesellschaften warnen daher vor Angeboten, „die vor allem auf einem Geschäft mit der Angst beruhen“, wie es in einer gemeinsamen Erklärung heißt.
Die Arbeitsgemeinschaft Prävention und Integrative Onkologie (PRIO) der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) hat Daten sogenannter EDIM-Tests analysiert, die bereits von einigen Krankenversicherungen angeboten werden. „EDIM“ steht für „Epitop Detektion in Monozyten“.
„Der EDIM-TKTL1- oder der EDIM-Apo10-Test sind keine Verfahren, die zur Früherkennung, Diagnose, Prognoseeinschätzung oder als Hinweis auf ein mögliches Therapieansprechen empfohlen werden können“, fasst die Vorsitzende der PRIO, Jutta Hübner, die Ergebnisse zusammen.
Ebenso wie bei therapeutischen Interventionen seien Interessenkonflikte bei der Bewertung von Publikationen zu diagnostischen Methoden zu berücksichtigen, merkt die PRIO in ihrer Stellungnahme an. „Unabhängige Studien sind unserer Kenntnis nach bisher nicht mit positiven Ergebnissen durchgeführt worden“, berichtet die Expertengruppe.
Die Fachgesellschaften betonen gleichwohl, dass Früherkennung eine der wichtigsten Maßnahmen zur Beherrschung von Krebs sei und appellieren, diese intensiver zu nutzen.
„Die von den Krankenkassen finanzierte, qualitätsgesicherte Mammografie zur Früherkennung von Brustkrebs wird von weniger als 50 Prozent der eingeladenen Frauen genutzt“, sagte auch Hedy Kerek-Bodden, Vorsitzende des Hauses der Krebs-Selbsthilfe Bundesverband in Bonn.
Hier müsse man ansetzen und auf Basis seriöser Studien und in enger Zusammenarbeit von Selbsthilfe sowie Fachleuten Überzeugungsarbeit leisten.
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