Neue Coronavirusvariante laut WHO „nicht außer Kontrolle“

Genf – Die Ausbreitung der in Großbritannien entdeckten neuen Variante von SARS-CoV-2 ist nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) noch nicht außer Kontrolle. „Selbst wenn das Virus sich nun ein kleines bisschen effizienter ausbreitet, kann das Virus gestoppt werden“, sagte der WHO-Direktor für medizinische Notfälle, Michael Ryan, gestern.
Die Lage sei also „nicht außer Kontrolle“. Ryan rief aber dazu auf, die Maßnahmen zur Eindämmung der neuen SARS-CoV-2-Mutation zu verstärken.
Großbritanniens Premierminister Boris Johnson hatte am Wochenende erklärt, die in Südostengland aufgetretene Mutation sei „bis zu 70 Prozent ansteckender“ als die Ursprungsvariante des Coronavirus. Der britische Gesundheitsminister Matt Hancock sagte, die neue Virus-Variante sei „außer Kontrolle“.
Der Chef-Virologe der Berliner Charité, Christian Drosten, wies jedoch gestern im Deutschlandfunk darauf hin, dass Johnsons Angabe nur ein Schätzwert sei. Es sei noch unklar, ob die neue Variante tatsächlich stärker übertragbar sei.
Auch der Chefberater des US-Impfprogramms Warp Speed, Moncef Slaoui, sagte gestern, es gebe bisher „keine belastbaren Nachweise“, dass die Mutation ansteckender sei. Für das gehäufte Auftreten gebe es auch andere Erklärungen, etwa dass die Mutation sich schon seit längerer Zeit verbreite, Forscher aber erste jetzt mit der Suche danach begonnen hätten.
Er erwarte auch, dass Labor-Experimente eine Wirksamkeit der existierenden Impfstoffe gegen die neue Coronavirusvariante zeigen. Klar sei bisher, dass die Mutation keine schlimmeren Krankheitsverläufe hervorrufe.
Die Angst vor der Ausbreitung der neuen Coronavariante sorgte weltweit und besonders in Europa für Reisechaos. Zahlreiche Länder, unter ihnen Deutschland, kappten ihre Flugverbindungen mit Großbritannien.
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