Neue GOÄ gegen den Ärztemangel – Praxen finden keine Nachfolger
Berlin – Mit einer Reform der ärztlichen Gebührenordnung (GOÄ) möchte die Bundesärztekammer (BÄK) dem Ärztemangel begegnen. „Wir haben einen Vorschlag für eine saubere, betriebswirtschaftlich kalkulierte Gebührenordnung gemacht“, sagte der BÄK-Vizepräsident Frank-Ulrich Montgomery der Passauer Neuen Presse vom Montag im Vorfeld des Deutschen Ärztetages.
Die Dramatik, die der Ärztemangel mittlerweile angenommen hat, belegen neue Zahlen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV). Danach wurden im vergangenen Jahr Nachfolger für insgesamt 3.938 Praxen von Ärzten und Psychotherapeuten gesucht. In 692 Fällen blieb die Suche ergebnislos. Die Praxen mussten schließen. Betroffen waren unter anderem 420 Praxen von Haus- und 32 von Kinderärzten.
„Dies sind deutliche Signale. Wenn schon heute rund 18 Prozent derjenigen, die ihre Praxis abgeben wollen, keinen Nachfolger mehr für die dringend benötigte ambulante Versorgung vor Ort finden, so beweist dies eindringlich, wie real der Ärztemangel heute schon ist“, sagte der KBV-Vorstandsvorsitzende Andreas Köhler.
Laut Montgomery sind die Arbeitsbedingungen für junge Ärzte in Deutschland so unattraktiv, dass viele ins Ausland oder in die Industrie abwandern. „Wenn es so weitergeht wie bisher, werden uns in 20 Jahren rund 50.000 Ärzte in Krankenhaus und Praxis fehlen“, sagte er.
Allein 2010 seien rund 3.500 deutsche Ärzte ins Ausland gegangen. Die meisten seien durch ausländische Mediziner ersetzt worden. „Schon hören wir in den Krankenhäusern die Klage, dass sich auf manchen Stationen kaum noch Ärzte finden lassen, die überhaupt Deutsch sprechen“, sagte er. Das könne zu Missverständnissen in der Behandlung führen.
Die BÄK erwarte nun von Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP), die neue GOÄ zügig umzusetzen. Das von Bahr und der Koalition vorgelegte neue Versorgungsgesetz bezeichnete Montgomery als einen guten ersten Schritt, dem weitere folgen müssten.
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