Neue Leitlinie zur Diagnose von Nahrungsmittelallergien

London – Die European Academy of Allergy and Clinical Immunology hat eine neue Leitlinie für die Diagnose von Nahrungsmittelallergien vorgestellt. Sie ist in der Zeitschrift Allergy erschienen (DOI: 10.1111/all.15902).
„Wir wissen um die Herausforderungen und die Komplexität der Diagnose von Nahrungsmittelallergien. Mit dieser Leitlinie erhalten Allergologen eine klare und umfassende Anleitung, um sich in diesem komplexen Prozess zurechtzufinden und das Risiko der Über- und Fehlinterpretation von Tests zu verringern“, sagte der Präsident des Ärzteverbandes Deutscher Allergologen (AEDA), Ludger Klimek.
Nahrungsmittelallergien betreffen laut Leitlinie bis zu zehn Prozent der Kinder und Erwachsenen. Eine genaue Diagnose sei entscheidend für die Sicherheit der Patienten, deren ausgewogene Ernährung und ihre Lebensqualität.
Lebensmittelallergien können der Publikation zufolge danach eingeteilt werden, ob es sich bei dem zugrundeliegenden Mechanismus um eine Immunglobulin-E- (IgE-) vermittelte Typ-I-Überempfindlichkeit, eine Typ-III- oder Typ-IV-Überempfindlichkeit (nicht-IgE-vermittelt) oder eine Kombination aus IgE- und zellulären Mechanismen (gemischt IgE- und nicht-IgE-vermittelt) handelt.
Laut der Leitlinie können im Rahmen der Differentialdiagnose einer IgE-vermittelten Nahrungsmittelallergie auch nicht-IgE-vermittelte oder gemischt IgE- und nicht-IgE-vermittelte Nahrungsmittelallergien in Betracht gezogen werden.
Außerdem existieren laut der Expertengruppe weitere Ursachen für unerwünschte Reaktionen auf Lebensmittel, die nicht auf einem immunologischen Mechanismus beruhen und als Teil der Differentialdiagnose einer IgE-vermittelten Lebensmittelallergie geprüft werden müssen.
Diese können laut der Publikation unter anderem einen metabolischen, pharmakologischen oder toxischen Ursprung haben. Die Leitlinie stellt die Diagnose von IgE-vermittelten Nahrungsmittelallergien in den Mittelpunkt.
Die Diagnostik beginnt nach Ansicht der Leitlinienautoren mit einer auf die Allergie ausgerichteten klinischen Anamnese, gefolgt von Tests zur Bestimmung der IgE-Sensibilisierung, zum Beispiel einer Bestimmung des Serum-Allergen-spezifischen IgEs (sIgE) und dem Hautpricktest, sowie einem Basophilen-Aktivierungstest, sofern verfügbar.
„Der Nachweis einer IgE-Sensibilisierung sollte für alle verdächtigen Lebensmittel erbracht werden“, heißt es in der Publikation. Referenzstandard für die Diagnose von Nahrungsmittelallergien sei aber die orale Nahrungsmittelprobe, welche in zweifelhaften Fällen erfolgen sollte.
Besonders wichtig ist laut der Autorengruppe die Bedeutung der gemeinsamen Entscheidungsfindung von Ärzten und Patienten bei der Auswahl geeigneter diagnostischer Tests. Patientenvertreter waren daher auch an der Expertengruppe beteiligt, welche die Leitlinien erstellt hat.
Die Leitlinien wurden zudem unter Mitwirkung von internationalen Fachleuten entwickelt, die Europa, Nord- und Südamerika, Afrika, Asien und Australien vertreten. „Diese Vielfalt stellt sicher, dass die Empfehlungen für die verschiedenen Bevölkerungsgruppen relevant und wirksam sind“, hieß es aus dem AEDA.
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