Medizin

Neue S1-Leitlinie gibt klinisch-praktische Empfehlungen für Post-COVID-Syndrom

  • Freitag, 16. Juli 2021
/fizkes, stock.adobe.com
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Berlin - Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie (DGP) hat in Kooperation mit weiteren Fachgesell­schaften eine S1-Leitlinie zu Post COVID/Long COVID herausgegeben. Betont wird, dass es sich dabei um einen klinisch-praktischen Leitfaden handelt, der bei Post-/Long-COVID-spezifischen Symptomen „diag­nostisch-therapeutische Orientierung auf dem Boden einer sehr häufig noch begrenzten Datenlage“ liefern soll.

Die Leitlinie trägt insbesondere dem klinischen Versorgungsweg Rechnung. Die Verantwortung für die fachspezifischen Abschnitte tragen die entsprechenden Fachgesellschaften. Empfehlungen gibt es zu allgemeinmedizinischen, dermatologischen, HNO-medizinsichen, kardiologischen, neurologischen, pädiatrischen und pneumologischen Aspekten sowie Schmerzen. Dem Hauptsymptom des Post-COVID-Syndroms, der Fatigue, wurde ebenfalls ein gesondertes Kapitel gewidmet.

Je nach untersuchter Patientenpopulation wird mittlerweile davon ausgegangen, dass bis zu 15 % der Menschen nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 ein Post-COVID-Syndrom entwickeln. Die genauen Ursa­chen für das Post-COVID-Syndrom sind bislang nicht bekannt.

Vielfältige Symptomatik erfordert interdisziplinäre Herangehensweise

Die Symptome haben sich als extrem vielfältig herausgestellt. Erst kürzlich zeigte eine Internetumfrage, dass die Betroffenen bis zu 200 verschiedene Symptome angeben. Die häufigsten Symptome waren Müdigkeit, geringe Belastbarkeit („Post Exertional Malaise“) und kognitive Störungen („Brain Fog“).

Eine der Kernaussagen der neuen S1-Leitlinie ist, dass die Diagnose und Behandlung von Post/Long COVID eine generalistisch-interdisziplinäre Herangehensweise mit Blick auf den ganzen Menschen sowie eine Kontinuität der Versorgung erfordert.

Angesichts der vielfältigen Symptomatik erinnern die Leitlinienautoren bei Verdacht auf Post/Long COVID aber auch daran, immer auch andere Differentialdiagnosen zu bedenken und gegebenenfalls auszuschließen.

Grundsätzlich könne die Diagnose eines Post-/Long-COVID-Syndrom weder durch eine einzelne Labor­untersuchung noch durch ein Panel an Laborwerten diagnostiziert bzw. objektiviert werden. Ebenso schlössen normale Laborwerte ein Post-/Long-COVID-Syndrom nicht aus.

Eine weiterführende spezialärztliche Abklärung kann den Empfehlungen zufolge angezeigt sein, wenn nach durchgemachter SARS-CoV-2 Infektion Einschränkungen länger als 3 Monate persistieren.

Voll­­­­stän­dige Rekonvaleszenz auch bei schwerer Lungenbeteiligung möglich

Darüber hinaus weist die Leitlinie darauf hin, dass selbst Patienten mit schwerer Lungenbeteiligung (nahezu-) komplett rekonvaleszieren können. Bei anhaltender Symptomatik (z.B. 3 Monate) sollte aber eine pneumologische Diagnostik initiiert werden.

Einige Fallserien und -berichte deuten darauf hin, dass Patienten mit Post-/Long-COVID möglicherweise von der Impfung gegen COVID-19 profitieren. Hier mahnen die Autoren aber. Dass die Effektivität einer therapeutischen Vakzinierung bei Patienten mit Post COVID nicht gesichert sei und dies nur in Studien erfolgen sollte.

Die neue S1-Leitlinie ist nicht die erste, die sich mit der Versorgung von Patienten nach überstandener SARS-CoV-2-Infektion beschäftigt. Bereits Ende 2020 wurde unter der Federführung der Deutschen Gesellschaft für Neurorehabilitation (DGNR) gemeinsam mit 13 weiteren Fachgesellschaften eine S2k-Leitlinie zu SARS-CoV-2, COVID-19 und (Früh-) Rehabilitation veröffentlicht.

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