Neuer Wirkstoff schrumpft Ovarialkarzinome in Phase 1-Studie
London - Ein neuer Wirkstoff, der über einen Folsäure-Rezeptor von Krebszellen aufgenommen wird und die Synthese von Bausteinen für die DNA-Synthese hemmt, hat sich in einer ersten klinischen Studie als verträglich erwiesen und bei austherapierten Patientinnen mit serösem Ovarialkarzinom häufig Remissionen erzielt, wie britische Onkologen auf der Jahrestagung der American Society Of Clinical Oncology (ASCO) in Chicago berichten.
Der Wirkstoff ONX-0801 hemmt wie die Zytostatika 5-Fluorouracil oder Pemetrexed die Thymidylat-Synthase, einem Schlüsselenzym der DNA-Synthese. Die DNA-Synthese ist bei proliferierenden Krebszellen infolge der häufigen Zellteilungen erhöht. Ein wichtiger „Rohstoff“ ist Folsäure. Einige Krebsarten, darunter das seröse Ovarialkarzinom, haben einen speziellen Rezeptor für die Aufnahme von Folsäure. Über diesen Folatrezeptor-alpha (FOLR1) gelangt auch ONX-0801 in die Tumorzellen. Es soll dort 6.000-fach höhere Konzentrationen als in anderem Gewebe erreichen.
In einer Phase 1-Studie wird ONX-0801 derzeit an Patienten mit unterschiedlichen metastasierten Tumoren getestet, die nicht oder nicht mehr auf andere Therapien ansprechen. Dabei wurden überraschend günstige Wirkungen bei Patientinnen mit serösem „high-grade“ Ovarialkarzinom gemacht.
Wie Udai Banerji vom Institut of Cancer Research in London und Mitarbeiter berichten, kam es bei sieben von 15 Patientinnen, bei denen andere Therapien wirkungslos blieben, zu einer Remission. Darunter waren sieben von zehn Patientinnen, in deren Tumorzellen FOLR1 nachgewiesen wurde.
Die Behandlung blieb dabei weitgehend ohne Komplikationen. Laut Banerji ist kein einziger Fall einer Diarrhö, Mukositis oder Neutropenie vom Schweregrad 3 oder 4 aufgetreten. Abgeschlagenheit, Übelkeit und Geschmacksstörungen waren jedoch häufig.
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