Medizin

Neurodermitis: Bakterielle Lotion drängt „Ekzembakterien“ zurück

  • Freitag, 24. Februar 2017
Uploaded: 24.02.2017 09:38:05 by mis
dpa

San Diego – Eine Lotion mit Hautbakterien, die antimikrobielle Substanzen gegen Staph. aureus bilden, könnten eine Lösung für die lästige Hautentzündung sein, unter der Menschen mit atopischer Dermatitis, auch Neurodermitis genannt, leiden. Forscher­berichten in Science Translational Medicine (2017; doi: 10.1126/scitranslmed.aah4680) über einen ungewöhnlichen Therapieansatz gegen die häufige Hauterkrankung.

Eines von zehn Kindern, aber auch zahlreiche Erwachsene leiden unter Ekzemen. Ein starker Juckreiz der geröteten, schuppenden Haut verleitet sie zum Kratzen, bis die Haut nässt und manchmal auch blutet. Die Ursache der atopischen Dermatitis ist nicht bekannt, ein auslösender Faktor für die Entzündung könnte jedoch eine Vermehrung von Staph. aureus sein.

Dass bei der atopischen Dermatitis die Hautflora gestört ist, ist keine neue Erkenntnis. Neu ist hingegen die Möglichkeit, die Zusammensetzung der Hautflora mit Hilfe von Gensonden genau zu inventarisieren. Das Team um Richard Gallo konnte dadurch ermitteln, welche Bakterien S. aureus auf der Hautoberfläche von Patienten mit atopischer Dermatitis verdrängt. Darunter waren vor allem Koagulase-negative Staphylokokken wie S. hominis and S. epidermidis. 

Diese Bakterien zeichnen sich, wie das Team weiter ermittelte, durch die Fähigkeit aus, antimikrobielle Peptide (AMP) zu bilden. Ihre Aufgabe auf der gesunden Haut könnte darin bestehen, S. aureus zurückzudrängen und zusammen mit AMP, die die Hautzellen bilden, eine Entzündung der Haut zu verhindern.

Die Forscher haben deshalb eine Lotion entwickelt, die die fehlenden Bakterien wieder auf die Haut bringen soll. Dazu wurden die „guten“ Bakterien von gesunden Stellen der Haut entnommen und im Labor kultiviert. Dann wurden sie in einer Hautlotion integriert, die Patienten mit atopischer Dermatitis regelmäßig anwenden müssten, um ihre Hautflora zu normalisieren. 

Nach dem erfolgreichen Abschluss von Tierexperimenten wurden in einer Phase 1-Studie fünf Patienten mit atopischer Dermatitis behandelt. Die Lotion enthielt entweder einen Stamm von S. hominis and S. epidermidis, den die Forscher von der Haut der Patienten isoliert hatten. Die Behandlung zeigte Wirkung. Das „autologe Mikrobiom-Transplantat“ verringerte innerhalb von 24 Stunden die Konzentration von S. aureus auf der Haut. In einer Phase 2-Studie will das Team jetzt prüfen, ob sich auf diese Weise auch die Entzündungsreaktion in der Haut stoppen lässt und die Ekzeme abheilen.

rme

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