Neurodermitis: Genmutationen liefern Idee für neue Therapie
Bethesda – Die Entdeckung von Genmutationen, die eine schwere Verlaufsform der atopischen Dermatitis (Neurodermitis) verursachen, könnte zu einer neuen Therapie führen. In Nature Genetics (2017; doi: 10.1038/ng.3898) berichtet ein Forscherteam, warum die Gabe von Glutamin oder Leucin die Entzündung der Haut lindern könnte.
Das National Institute of Allergy and Infectious Diseases führt derzeit eine Langzeitstudie an Patienten mit allergischen und entzündlichen Erkrankungen durch, um mehr über die Pathogenese dazu erfahren. Unter den Teilnehmern waren auch vier Patienten mit schweren Verlaufsformen einer atopischen Dermatitis. Sie hatten jeweils enge Verwandte mit der gleichen Erkrankung. Dies spricht für eine genetische Komponente, so dass sich das Team um Joshua Milner zu einer eingehenden Gen-Analyse von acht betroffenen Familienmitglieder entschloss.
Die Forscher entdeckten Mutationen in einem Gen, das bisher nicht mit der atopischen Dermatitis in Verbindung gebracht wurde. Es handelt sich um das Gen CARD11, das die Information für ein gleichnamiges sogenanntes Gerüst-Protein enthält. Es bildet zusammen mit zwei anderen Proteinen einen Komplex, der an der Vermittlung von Zell-Signalen beteiligt ist.
Die Mutationen im Gen CARD11 (die sich von Familie zu Familie unterschieden) führten zu einer Störung von T-Zellen, die als Abwehrzellen auch an der Pathogenese der Atopischen Dermatitis beteiligt sind. Die Forscher haben die Folgen der Mutation genauer untersucht. Versuche an Zellkulturen und andere Laborexperimente ergaben, dass die Mutationen zu einer mangelhaften Aktivierung von zwei Zell-Signalwegen (nuclear factor-kappaB and mammalian target of rapamycin complex 1, mTORC) führten, die normalerweise durch Glutamin aktiviert werden.
Einer der Signalwege (mTORC1) und die Interferon-Produktion der T-Zellen konnten durch Zugabe von Glutamin in den Zellkulturen teilweise wieder hergestellt werden. Da Glutamin als Aminosäure zu den Bestandteilen des Körpers gehört, sind ohne Umweg über weitere toxikologische Tests klinische Studien möglich. Eine Studie, in der Patienten mit Glutamin und Leucin, einer anderen Aminosäure, die mTORC1 aktiviert, behandelt werden sollen, ist dem Vernehmen nach bereits in Planung.
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