Neurologen warnen vor Versorgungskollaps
Berlin – Die Gesundheitssysteme in Europa sind auf die künftige Versorgung der Patienten mit Erkrankungen des zentralen Nervensystems nur unzureichend eingestellt. „Die Dimension und die Krankheitslast neurologischer Erkrankungen in Europa werden unterschätzt, sie finden zu wenig Beachtung und das Fach ist in vielen europäischen Ländern mit unzureichenden Ressourcen ausgestattet“, sagte der Präsident der European Academy of Neurology (EAN), Günther Deuschl, auf dem Europäischen Neurologiekongress in Berlin.
Daten des European Brain Council zufolge leiden insgesamt 220,7 Millionen Menschen in Europa an mindestens einer neurologischen Erkrankung. Diesen Anforderungen stünden im EU-Raum insgesamt rund 25.000 Neurologen gegenüber, die noch dazu geographisch ungleich verteilt seien. „Das reicht schon heute kaum aus, und wird erst recht perspektivisch immer mehr zum Problem. Denn viele neurologische Erkrankungen wie Schlaganfall, Demenz oder Morbus Parkinson haben eine Alterskomponente, ihre Häufigkeit nimmt also mit steigendem Alter deutlich zu“, so Deuschl. Während heute laut Eurostat der Anteil der Bevölkerung über 65 Jahren in der EU bei rund einem Viertel liegt, werden es 2060 rund 52 Prozent sein.
„Europa muss mehr tun im Bereich der neurologischen Erkrankungen, das liegt auf der Hand“, sagte der EAN-Präsident. Er forderte, „einen angemessenen Anteil der rund acht Milliarden Euro, die im Rahmen des EU-Programms ‚Horizon 2020‘ für medizinische Forschung zur Verfügung stehen, in neurologische Forschung und Neurowissenschaften zu investieren.
Die EAN ist im Vorjahr durch eine Zusammenführung der beiden europäischen neurologischen Fachgesellschaften, der European Federation of Neurological Societies (EFNS) und der European Neurological Society (ENS), entstanden.
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