Neuseeland ändert Strategie und setzt 90-Prozent-Impfziel

Wellington – Das Coronavorzeigeland Neuseeland hat angesichts der Ausbreitung der Delta-Variante einen neuen Fahrplan im Kampf gegen das Virus angekündigt. Lockerungen der Coronaeinschränkungen sollen in Kraft treten, wenn 90 Prozent der Bevölkerung geimpft seien, teilte die Regierung heute mit.
Ministerpräsidentin Jacinda Ardern sagte, sie sei anfangs dagegen gewesen, ein Impfziel zu setzen. Niemand solle zurückgelassen werden. „Die Delta-Variante hat es uns sehr schwer gemacht, unsere Strategie des Ausmerzens beizubehalten. Ihre Tentakel haben unsere Gemeinden erreicht und es schwer gemacht, sie abzuschütteln.“
Wenn das Impfziel erreicht sei, werde Neuseeland zu einer Strategie „der Minimierung und des Schutzes“ übergehen. Bislang greifen schon beim Auftreten weniger Fälle strikte Beschränkungen wie etwa örtliche Lockdowns. Nach Erreichen des Impfziels solle ein Ampelsystem eingeführt werden, das sich nach der Zahl der Fälle und der Belastung des Gesundheitssystems richte.
Bei Grün beispielsweise dürften dann bestimmte, bislang als Hochrisikogeschäfte eingestufte Lokale für vollständig Geimpfte öffnen. Die Impfungen seien wie eine Rüstung. „Wenn Sie die Dinge tun wollen, die sie lieben, dann müssen sie sich impfen lassen“, sagte Ardern. Sie räumte auch ein, dass mit der neuen Strategie mehr Coronafälle auftauchen könnten als bisher.
Bis heute waren etwa 68 Prozent der erwachsenen Bevölkerung vollständig geimpft. Insgesamt hat das Land mit seinen fünf Millionen Einwohnern bislang rund 5.000 Infektionen verzeichnet. 28 Menschen sind in Verbindung mit COVID-19 gestorben.
Neuseeland hat lange eine Null-COVID-Strategie verfolgt. Ardern hatte aber zuletzt bereits eingestanden, dass diese mit der Ausbreitung der hochansteckenden Delta-Variante kaum noch realisierbar ist.
Gestern hatte Neuseeland erstmals seit Beginn der Pandemie eine dreistellige Anzahl Coronaneuinfektionen registriert. Die Behörden meldeten 102 neue Fälle innerhalb von 24 Stunden.
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