Politik

Niedersachsen baut Testkapazitäten deutlich aus

  • Donnerstag, 2. April 2020
/picture alliance, dpa
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Hannover − Niedersachsen stockt mit der Nutzung von tiermedizinischen Laboren seine Kapazitäten für Tests auf das Coronavirus deutlich auf. Mehr als 1.000 zusätzliche Tests pro Tag sollen von kommender Woche an in Laboren des Landesamts für Verbraucher­schutz (Laves) in Hannover und Oldenburg durchgeführt werden, wie Agrarministerin Barbara Otte-Kinast (CDU) und Gesundheitsministerin Carola Reimann (SPD) gestern mitteilten.

Das Land wappnet sich damit dafür, dass die Zahl der Infektionen weiter stark ansteigt. Trotz der erweiterten Kapazitäten sollen auch künftig nur Menschen getestet werden, die auch COVID-19-Symptome haben. „Wir müssen damit rechnen, dass mehr Leute erkran­ken“, sagte Reimann.

Noch keine Entwarnung

Für Entwarnung sei es viel zu früh, betonte sie. „Wir sehen, dass es ein bisschen besser wird“, sagte sie. Noch sei die Kurve aber „nicht so flach, wie ich mir das wünsche“. Wann die Spitze der Entwick­lung erreicht sei, könne bisher niemand absehen.

Die Nutzung der Laves-Labore soll vor allem sicherstellen, dass Mitarbeiter aus Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben unbürokratisch und zügig getestet werden können, damit sie zum Beispiel nicht in Quarantäne müssen. Die zentrale Infrastruktur wie Polizei und Feuerwehr soll so aufrechterhalten werden. Die Proben aus Hausarztpra­xen würden im Laves hingegen nicht getestet, sagte Reimann.

Im Landesgesundheitsamt lag die Zahl der Tests zuletzt lediglich „im niedrigen dreistelli­gen Bereich“ pro Tag. Darüber hinaus wird bereits auch in privaten Laboren getestet.

Hochsicherheitstrakt Labor

​Otte-Kinast verglich die Laves-Labore, in denen künftig Corona-Tests stattfinden, mit ei­nem „Hochsicherheitstrakt“. Eigentlich werde dort auf die Geflügelpest oder die Afrikani­sche Schweinepest getestet. „Wir betreten hier Neuland“, sagte Otte-Kinast. Die Pandemie erfordere aber neue Wege im Krisenmanagement.

Nach Angaben des Laves ist Niedersachsen nicht das erste Bundesland, das auf Labore für Tierseuchen zurückgreift. Auch Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg nutzten diese Kapazitäten bereits.

Die FDP im Landtag forderte derweil einen Corona-Expertenrat in Niedersachsen, um eine Strategie für den Ausstieg aus den Einschränkungen des öffentlichen Lebens zu be­raten. Derzeit seien diese Regeln notwendig, auf Dauer stellten sie aber „eine schwere Belastung für eine freie Gesellschaft dar“, sagte Fraktionschef Stefan Birkner.

Es brauche daher eine öffentliche Debatte darüber, wie verantwortungsvolle Lockerungen aussehen könnten. In dem Expertengremium könnten Wissenschaftler, Vertreter wichtiger gesellschaftlicher Gruppen und der Wirtschaft per Video beraten.

dpa

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