Niedersachsen: Bis zu 53 Prozent der Facharztleistungen unvergütet
Hannover – Auf die Arbeitsbelastung und den Anteil der unvergüteten Leistungen von niedergelassenen Ärzten in Niedersachsen hat die Kassenärztliche Vereinigung (KV) des Bundeslandes hingewiesen. Danach arbeiten die Haus- und Fachärzte durchschnittlich 55 Stunden in der Woche.
Für die geleistete Mehrarbeit erhielten sie allerdings keine Bezahlung: Im dritten Quartal 2012 wurden 24,3 Prozent aller fachärztlichen Leistungen in der Kassenarztpraxis nicht vergütet. Beispielhaft nannte die KV die Rheumatologen (53,4 Prozent), Kardiologen (41 Prozent), Augenärzte (37,8 Prozent) und Frauenärzte (28,7 Prozent).
Die KV knüpft mit ihrer Analyse an eine aktuelle Umfrage des Marburger Bundes an, die zum Teil extreme Überlastungen bei Klinikärzten deutlich macht. Mit Überlastung und Finanznöten habe auch der ambulante Sektor zu kämpfen, hieß es aus der KV.
„Rekordbeschäftigung und steigende Löhne bescheren der Sozialversicherung einen Milliardenüberschuss. Die geleistete Arbeit der Ärzte wird aber nicht vergütet, obgleich ein Finanzpolster vorhanden ist“, kritisierte der KV-Vorstandsvorsitzende Mark Barjenbruch. Er betonte, Mehrarbeit könne auf Dauer nicht unbezahlt bleiben. Das sei gesellschaftlicher Konsens und müsse auch für die Ärzteschaft gelten. „Es ist an der Zeit, das unbegrenzte Leistungsversprechen der Politik bei begrenzten finanziellen Mitteln infrage zu stellen“, sagte Barjenbruch.
Das könne den Abschied von vermeintlich selbstverständlichen Standards in der Arztpraxis bedeuten, ergänzte KV-Vize Jörg Berling. Allerdings liege darin auch die Chance, sich auf die Kerntätigkeiten des Arztes zurückzubesinnen – nämlich auf eine „am wirklichen Versorgungsbedarf der Patienten orientierte Zuwendungsmedizin“.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: