Nierentransplantation: Niedrigeres Krebsrisiko für Patienten mit Zystennieren
Minneapolis – Nierentransplantatempfänger, die an einer polyzystischen Nierenerkrankung leiden, scheinen nach einer Studie im Journal of the American Society of Nephrology ein geringeres Krebsrisiko zu haben als solche, die an anderen chronischen Nierenerkrankungen leiden (http://dx.doi.org/10.1681/ASN.2013101122) . Das Forscherteam um James B. Wetmore am Hennepin County Medical Center konnte jedoch aus ihrer Metaanalyse noch keine Ursache für diese Tendenz finden.
Die polyzystische Nierenerkrankung gehört mit einer Prävalenz von einem pro 1.000 Neugeborenen zu den häufigeren genetisch bedingten Erkrankungen. Die autosomal dominante Form dieses Leidens manifestiert sich für gewöhnlich im frühen Erwachsenenalter. Die multiple Bildung von Nierenzysten schränkt die Organfunktion nach einem jahrelangen Verlauf so sehr ein, dass die Patienten transplantiert werden müssen.
Die immunsupressive Therapie zum Organerhalt erhöht jedoch auch das Risiko für maligne Tumoren. Da die dauerhafte Neubildung der Zysten laut des Forscherteams in einigen Punkten auch an maligne Neubildungen erinnert, untersuchten sie mögliche Zusammenhänge zwischen der Erkrankung und dem Krebsrisiko der Patienten.
Die Wissenschaftler analysierten für ihre Studie Daten aus 15 US-amerikanischen Transplantationsregistern. Sie schlossen mehr als 10.000 Nierentransplantierte mit Zystennieren ein sowie rund 100.000 Patienten, die eine Spenderniere aufgrund anderer Nierenerkrankungen erhalten hatten. Sowohl für die Patienten mit Zystennieren, als auch für anderweitig Nierenkranke war das Krebsrisiko gegenüber der Normalbevölkerung erhöht. Patienten mit Zystennieren hatten jedoch gegenüber den restlichen Transplantatempfängern in der multivariaten Regressionsanalyse ein rund 16 Prozent niedrigeres Krebsrisiko.
Mit seiner Studie konnte das Forscherteam zunächst zeigen, dass das Krebsrisiko für Patienten mit Zystennieren scheinbar nicht höher ist als für andere Nierentransplantierte. Die Daten ließen jedoch keine Analyse potenzieller Einflussfaktoren zu. Neben eventuell unbekannten biologischen Mechanismen, die eine Tumorentstehung verhindern, kommt für die Arbeitsgruppe besonders der Lebensstil als mögliche Ursache infrage.
Die Patienten seien sich bereits früh über den chronisch progredienten Verlauf ihrer Erkrankung im Klaren, so dass sie häufiger einen gesünderen Lebensstil praktizieren könnten, so die Vermutung der Wissenschaftler.
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