Nokardiose durch Fumaderm
Berlin – Die Therapie mit Fumarsäureester, die in Deutschland seit 19 Jahren zur Behandlung der Psoriasis eingesetzt und demnächst möglicherweise zur Behandlung der multiplen Sklerose eingeführt werden, kann bei einer Langzeitanwendung eine schwere Immunschwäche auslösen, wie ein Fall zeigt, über den die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) jetzt berichtet.
Bei dem 42-jährigen Patienten, der seit etwa sechs Jahren das Antipsoriatikum Fumaderm in der empfohlenen Höchstdosis eingenommen hatte, war es seit Mitte 2010 zu rezidivierenden Pneumonien gekommen. Schließlich entwickelte er einen präperitonealen Abszess der Bauchwand, in dem Nokardien nachgewiesen wurden.
Weitere Untersuchungen ergaben, dass die Bakterien, die im Erdreich ubiquitär sind, aber in der Regel nur immungeschwächte Menschen infizieren, wohl auch im Gehirn einen Abszess ausgelöst hatten (der aber neurochirurgisch als nicht behandlungsbedürftig eingestuft wurde). Die Infektion konnte durch eine antibiogrammgerechte Antibiotikatherapie erfolgreich behandelt werden.
Schon bei den ersten Untersuchungen war bei dem Patienten eine Lymphopenie aufgefallen, die die opportunistische Infektion begünstigt haben dürfte. Die Erkrankung ist möglicherweise kein Einzelfall. Schon 2007 hatte die AkdÄ über ein reversibles Kaposi-Sarkom unter einer Fumaderm-Therapie berichtet. Vor wenigen Wochen berichteten Neurologen von der Rheinisch–Westfälischen Technischen Hochschule Aachen und vom VU University Medical Center in Amsterdam über die Entwicklung einer progressiven multifokalen Leukenzephalopathie (PML).
Zwei weitere Fälle sind dem Hersteller bekannt. Die lebensgefährliche Erkrankung wird durch das JC-Virus ausgelöst, das als opportunistischer Erreger nur bei einer länger dauernden Immunsuppression eine PML auslöst.
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