Notaufnahmen sind häufig unterbesetzt

Berlin – Die Notaufnahmen in deutschen Kliniken erfüllen nicht flächendeckend die geforderten Mindeststandards beim ärztlichen und pflegerischen Personal. Das zeigt eine Umfrage der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) und der Deutschen Gesellschaft für Notfallmedizin (DGINA).
„Allem voran ist die Anzahl der Ärztinnen und Ärzte mit Zusatzweiterbildung Klinische Akut- und Notfallmedizin noch viel zu gering, wie auch der Anteil der Pflegekräfte mit Fachweiterbildung Notfallpflege“, sagte der DIVI-Präsident Florian Hoffmann zu den Ergebnissen, die in der Fachzeitschrift Medizinische Klinik – Intensivmedizin und Notfallmedizin erschienen sind (2025; DOI: 10.1007/s00063-025-01299-0).
Für die Untersuchung schrieb eine Arbeitsgruppe der Fachgesellschaften Leitungen von 1.008 Notaufnahmen in Deutschland an. 176 Häuser aller Versorgungsstufen beteiligten sich – von der Basis- bis zur umfassenden Notfallversorgung. Im Fokus standen Personalstruktur und -qualifikation, verfügbare diagnostische und therapeutische Verfahren, Qualitätsmanagement und bauliche Struktur. Die Erhebung fand im Jahr 2023 statt.
Es zeigte sich: In rund der Hälfte der Notaufnahmen ist die durchgehende Präsenz von Fachärzten nicht gewährleistet. Besonders kritisch ist die Situation in Häusern der Basisnotfallversorgung – dort lag die permanente ärztliche Anwesenheit teilweise nur bei 76 Prozent. In Krankenhäusern höherer Versorgungsstufen zeigten sich aber ebenfalls Lücken bei der Fachärztepräsenz in der Kernarbeitszeit.
Defizite gibt es auch bei der pflegerischen Versorgung. Zwar verfügen rund 90 Prozent der Notaufnahmen über eine fachlich qualifizierte Pflegeleitung. Aber der von DIVI und DGINA empfohlene Stellenschlüssel – eine Vollzeitkraft pro 1.200 Patientenkontakte – wird nur in 40 bis 63 Prozent der Kliniken erreicht.
Auch bei der interdisziplinären Betreuung gibt es laut Befragung Nachholbedarf: In vielen Notaufnahmen fehlt es an Mitarbeitenden für Sozialdienst, Krisenintervention oder Casemanagement.
„Es sind noch große Anstrengungen erforderlich, um die von uns geforderten Struktur- und Personalanforderungen in Notaufnahmen zeitnah erfüllen zu können“, sagte der Erstautor der Studie, DIVI-Generalsekretär Uwe Janssens.
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