Notizen zum Coronavirus – es droht die persönliche Insolvenz
Es geht die Angst vor der Insolvenz um. Nein, nicht die des Staates oder einzelner Unternehmen, auch wenn das alles reell sein mag bzw. beim Staat zwar nicht ganz vorstellbar, aber auch nicht ganz unmöglich angesichts einer Staatsverschuldung jenseits der 23 Billionen (23.000 Milliarden!). Vielmehr geht die Angst vor der persönlichen Insolvenz derzeit um.
Denn in den USA gibt es keine Krankschreibung wie man es in vielen europäischen Ländern kennt. Man kann zwar aus Krankheitsgründen von der Arbeit fernbleiben, wird dann aber in den allermeisten Fällen nicht weiterbezahlt und muss die verpassten Arbeitsstunden in der einen oder anderen Form nachholen. Wer also in Quarantäne für 14 Tage geht, mag zwar daheim sein, kann aber im Extremfall sogar entlassen werden und muss oftmals diese verpassten Arbeitstage nachholen um noch das volle Gehalt zu erhalten. Manche verzichten auch einfach nur auf das entsprechende Gehalt – das wird dann mit dem Chef ausgehandelt bzw. steht im Arbeitsvertrag.
Natürlich gibt es einige wenige, die sich eine Versicherung für eine solche Krankheit oder Pandemie geholt haben, während andere wiederum bei einem Unternehmen oder beim Staat arbeiten wo es – gelegentlich – Krankheitstage mit entsprechenden Regelungen gibt. So kenne ich Kollegen im Veteranenkrankenhaus, die 13 (was für die USA unvorstellbar viel ist) Krankheitstage pro Jahr nutzen können, wie ich auch andere Kollegen kenne, die kurzfristig ihre Urlaubstage als Krankheitstage nutzen können. So kann es sein, dass man bei Erkrankung an COVID-19 seinen gesamten Jahresurlaub im häuslichen Umfeld aufbraucht, um dann nach Genesung den Rest des Jahres zu arbeiten weil der Jahresurlaub eben aufgebraucht wurde.
Man sieht: Es ist nicht gut bestellt um den sogenannten „einfachen Amerikaner“, der meistens überschuldet ist und deshalb zwei oder drei Arbeitsstellen nachgeht. Das Kabelfernsehen kostet ihn 100 US-Dollar im Monat, das Internet nochmals 60, für's Mobiltelefon berappt er weitere 60 US-Dollar und von der oft im unteren vierstelligen Bereich liegenden monatlichen Miete und den Autozahlungen und -versicherung, die häufig zwischen 400 und 800 US-Dollar pro Monat liegen, wollen wir erst gar nicht reden.
Wie wird es ihm also gehen, wenn er plötzlich einen halben Monat nicht arbeiten kann und somit auch nichts verdient? Es droht die persönliche Insolvenz und diese Angst geht derzeit in vielen amerikanischen Familien und Städten um.
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