NRW-Gesundheitsministerium rechnet nicht mit Schließung von Portalpraxen
Düsseldorf – Von den rund 80 Notdienstpraxen im Landesteil Nordrhein sind heute mehr als die Hälfte in Form einer Portalpraxis organisiert, also einem Krankenhaus angegliedert. Nordrhein-Westfalens (NRW) Gesundheitsminister Josef Laumann (CDU) geht davon aus, dass diese Praxen auch nach einer Krankenhausreform erhalten bleiben.
„Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass dort, wo Portalpraxen eingerichtet sind, es sich auch um Krankenhäuser handelt, die in der Versorgung der jeweiligen Region eine ganz zentrale Bedeutung haben“, sagte Laumann bei einer Diskussionsveranstaltung der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO).
„Ich bin froh, dass wir mit den Portalpraxen so gut vorangekommen sind. Da der gemeinsame Tresen der beste Weg ist, bin ich überzeugt, dass er sich auch in Zukunft durchsetzen wird“, sagte er. An der Diskussionsrunde beteiligten sich der Vorstandsvorsitzende der KV, Frank Bergmann, sein Stellvertreter, Carsten König, der Gesundheitsökonom Reinhard Busse und der ärztliche Leiter des Rettungsdienstes der Stadt Köln, Alexander Michael Lechleuthner.
Für Bergmann sind die Portalpraxen eine Win-win-Situation für alle – Niedergelassene, Krankenhäuser, aber auch Patienten, die nunmehr rund um die Uhr eine zentrale Anlaufstelle im Notfall hätten. „Im Fall der Portalpraxis hat sich die Zusammenarbeit mit dem stationären Bereich bestens etabliert und bewährt. Das zeigt der uns erreichende Zuspruch, besonders auch durch die Krankenhäuser, die erheblich entlastet wurden und darum auch nicht mehr auf die erprobten Strukturen verzichten wollen“, sagte Bergmann.
Er betonte, für Nordrhein sei „völlig klar, dass die Niedergelassenen weiterhin zu ihrem Versorgungsauftrag auch in sprechstundenfreien Zeiten und damit zum ärztlichen Bereitschaftsdienst stehen“. „Gerade beim Thema Kosten wissen wir, dass die alte und eher dezentrale Struktur der Notdienstpraxen mit vielen kleinen Standorten der Realität schlicht und einfach nicht mehr gerecht geworden ist“, ergänzte König.
Der Gesundheitsökonom Busse geht davon aus, dass ambulanter und stationärer Bereich grundsätzlich enger verzahnt werden müssten, um die Patientenversorgung in Zukunft verlässlich zu regeln.
Nach dem Vorbild der Portalpraxis brauche es weitere Ansätze intersektoraler Versorgung mit einem zentralen Anlaufpunkt. „Die aktuelle Lage mit verschiedenen Rufnummern und Anlaufstellen ist für die Menschen noch zu unübersichtlich. Wir benötigen zwingend eine zentrale Stelle, an die sich Patientinnen und Patienten im Notfall wenden können“, so Busse.
Lechleuthner wies in der Diskussion daraufhin, dass viele Patienten nicht in den Notfallambulanzen versorgt werden müssten. Er forderte Strukturen, um Patienten schneller in die passende Behandlungsschiene und damit vermehrt auch in den niedergelassenen Bereich zu steuern.
„Die Krankenhäuser werden allein aus personellen Gründen bald nicht mehr in der Lage sein, das zunehmende Patientenaufkommen zu bewältigen“, warnte er.
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