Vermischtes

Obdachlose mit Coronavirus: Berlin eröffnet Quarantänestation

  • Donnerstag, 14. Mai 2020
Berlin - Luise Rust, Koordinatorin für die COVID-19-Quarantäne-Station für Obdachlose, geht durch die erste Quarantäne-Station für Obdachlose. /picture alliance, Britta Pedersen
/picture alliance, Britta Pedersen

Berlin − Berlin hat gestern eine Quarantänestation für Obdachlose eröffnet. Die Einrich­tung auf dem Gelände der Stadtmission in Berlin-Mitte kann bis zu 16 Menschen aufneh­men, die mit dem neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 infiziert sind und daher in häusli­cher Quarantäne bleiben müssten.

„Wir warten jetzt auf Patienten, von denen wir hoffen, dass sie nicht kommen“, sagte die Sprecherin der Berliner Stadtmission, Barbara Breuer. Die Einrichtung solle in den kom­menden Wochen Menschen aufnehmen, die eine bestätigte Infizierung haben, aber kei­nen schweren Krankheitsverlauf.

„Hier können sie beobachtet werden und sind nicht sich selbst überlassen.“ Die Quarantä­nezimmer befinden sich in den Räumen einer früheren Pflegestation. Für obdachlose Co­ronapatienten stehen sechs Zwei- bis Vier-Bettzimmer zur Verfügung. Betreuer sollen sich rund um die Uhr um die Patienten kümmern, die frühestens nach 14 Tagen entlassen werden sollen.

Finanziert wird die Quarantänestation jeweils zu einem Drittel von der Sozialsenats­ver­waltung, der Finanzsenatsverwaltung und dem Bezirk Berlin-Mitte. Die Senatsverwaltung für Soziales hatte die Einrichtung als „die nach unserem Wissen erste Quarantänestation Deutschlands speziell für obdachlose Menschen“ angekündigt.

Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAGW) widersprach dieser Dar­stell­ung gestern. Auch in anderen Kommunen gebe es Quarantäneeinrichtungen für Woh­nungslose, wenn auch nicht flächendeckend. Dazu würden unter anderem Hotels ange­mietet. „Aber vielerorts ist nicht geklärt, wie für wohnungslose Menschen Quarantäne­maßnahmen sichergestellt werden können“, sagte die Geschäftsführerin Werena Rosenke.

Die schon in Normalzeiten miserable Lebenslage wohnungsloser Menschen hat sich laut BAGW in der Coronakrise weiter verschärft. Sie könnten etwa nur noch eingeschränkt Pfandflaschen sammeln oder Obdachlosenzeitungen verkaufen.

Zudem gehörten viele von ihnen zu Risikogruppen, könnten aber nur schwer Abstands­re­geln einhalten und Kontakte vermeiden. Die BAGW fordert daher unter anderem zusätzli­che Notunterkünfte für Wohnungslose, damit in den einzelnen Einrichtungen weniger Menschen leben.

Auch Berlins Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke) hat in den vergangenen Wochen auf die erschwerte Situation für die knapp 2.000 Obdachlosen in der Stadt hingewiesen, die Ende Januar bei einer Zählung festgestellt wurden. Im März hatte der Berliner Senat beschlossen, dass für die Dauer der Pandemie Wohnheimplätze eingerichtet werden sollen.

dpa

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung