Ökonomischer Druck drängt Chirurgen zu bestimmten Methoden

Berlin – Die Chirurgen in Deutschland sehen wegen des ökonomischen Drucks, der auf den Krankenhäusern lastet, ihre Therapiefreiheit in Gefahr. Um wirtschaftlich arbeiten zu können, sähen sich medizinische Einrichtungen gezwungen, ihre Patientenzahl zu steigern.
„Es ist fraglich, ob dieser Fallzahlsteigerung tatsächlich immer gerechtfertigte medizinische Indikationen zugrunde liegen oder aufgrund des starken finanziellen Drucks auf die Häuser aus finanziellem Interesse entschieden wurde“, sagte Joachim Jähne, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH). Zudem seien heutige Ärzteverträge im Krankenhaus häufig mit Bonuszahlungen bei Fallzahlsteigerungen verbunden.
Neben einer wachsenden Patientenzahl spielt aber offenbar auch die Wahl der Operationstechnik eine entscheidende finanzielle Rolle für das Krankenhaus: „Patienten werden mitunter mit modernen Methoden operiert, die zwar nicht immer effektiver als herkömmliche Lösungen, jedoch oft finanziell wesentlich ertragreicher sind“, so Jähne, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie des Diakoniekrankenhauses Henriettenstiftung in Hannover.
Leistenbruch-Operationen oder Gelenkspiegelungen wären mitunter verzichtbar. „Durch finanzielle Zwänge werden die verantwortlichen Chirurgen in der Wahl der Behandlungsmethoden unfreier“, sagt Jähne.
In dieser Entwicklung sieht die DGCH einen Interessenkonflikt zwischen Krankenhäusern und Ärzten.
„Als Ärzte unterliegen wir dem ärztlichen Ethos. Einer Entscheidung zur Durchführung einer Operation und Wahl des OP-Verfahrens sollten ausschließlich medizinische Gründe, keinesfalls aber finanzielle Intentionen zugrunde liegen“, betonte der Präsident der DGCH, Markus Büchler.
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