Offener Brief an May gegen britisches Gesundheitsdesaster
London – 75 Wohlfahrtsverbände und führende Mitarbeiter des britischen Gesundheitsdienstes (NHS) haben von Premierministerin Theresa May „mutigere Schritte“ gegen die Krise im staatlichen Gesundheits- und Pflegesystems gefordert. Ohne zusätzliche finanzielle Mittel lasse das System weiter „Millionen älterer, kranker und behinderter Menschen im Stich“, heißt es in einem heute veröffentlichten Offenen Brief an May. Die Verfasser rufen die britische Regierung zu einer parteiübergreifenden und langfristigen Lösung auf.
Es vergehe kaum ein Tag ohne weitere Leistungskürzungen, verfehlte Zielsetzungen und Nachrichten über künftige Krisen des Gesundheitssystems, so die Unterzeichner des Briefes. 2017 dürfe nicht noch ein Jahr werden, in dem „man sich vor diesen riesigen Problemen wegduckt“.
In einem ähnlichen Brief an die Premierministerin warnten laut Medienberichten von heute 50 führende Ärzte der NHS, die derzeitige Überbelegung und personelle Unterbesetzung der Krankenhäuser seien nicht länger haltbar. Der wachsende Druck auf das Gesundheitssystem setze Menschenleben aufs Spiel.
Der Offene Brief an die Regierung kommt einen Tag, nachdem ein geleakter Untersuchungsbericht des NHS die schlimmsten Zustände in Notaufnahmen seit einem Jahrzehnt beschreibt. Demnach müssten derzeit ein Viertel der Patienten in britischen Notaufnahmen Wartezeiten von mehr als vier Stunden in Kauf nehmen. Laut Bericht mussten vergangene Woche über 18.000 behandlungsbedürftige Patienten bis zu vier Stunden in Krankenhausbetten auf Fluren warten, bevor sie in der behandelnden Station untergebracht werden konnten.
Auch das britische Rote Kreuz warnte am Wochenende vor einer „humanitären Krise“ in britischen Krankenhäusern.
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