Offenheit und Wertschätzung sind die Basis für hohe Therapietreue

Düsseldorf – Etwa 30 Prozent der Patienten, darunter selbst lebensbedrohlich Erkrankte, nehmen ihre Medikamente nicht oder nicht in der von ihrem Arzt verordneten Weise. Das betonte der Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein, Peter Potthoff, auf der Fachtagung „Zur Treue gehören immer zwei“ in Düsseldorf. Die KV hatte zu der Veranstaltung Ärzte und Patientenvertreter eingeladen.

„Patienten und Ärzte wünschen sich mehr Zeit für eine verständliche und ausführliche Kommunikation“, erläuterte Potthoff die Ergebnisse einer Befragung, an der neben Patienten auch insgesamt 50 Hausärzte, Urologen und Gynäkologen teilgenommen hatten. Besonders wichtig für eine gelungene Arzneimitteltherapie sei eine gegenseitige Wertschätzung. Dazu gehöre auch, offen über Nebenwirkungen und Risiken von Medikamenten zu sprechen. „Aus Sorge um das Vertrauensverhältnis darf dazu nicht geschwiegen werden“, sagte Dirk Meyer, Patientenbeauftragter der NRW-Landesregierung.

Kritisch sehen Patienten und Ärzte die zunehmende Überflutung mit Informationen. „Insbesondere Internet-Foren oder Empfehlungen von ‚guten Nachbarn‘ können sich negativ auf die Arzneimitteltherapie auswirken“, berichtete Stephanie Theiß, Leiterin der Kooperationsberatung für Selbsthilfegruppen, Ärzte und Psychotherapeuten der KV Nordrhein.

Eine soeben erschienene Studie der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (Apobank) weist daraufhin, dass diese Entwicklung noch lange nicht ihren Höhepunkt erreicht hat: Laut der Untersuchung „Digitalisierung im Gesundheitsmarkt“ sind zwei Drittel der Heilberufler der Auffassung, dass Selbsthilfeplattformen, sogenannte Community-Plattformen, das Arzt-Patienten-Verhältnis in den kommenden Jahren stark beeinflussen werden. 87 Prozent der 500 befragten Heilberufler meinen zudem, dass sich diese Plattformen von allen Digitalisierungstrends im Gesundheitswesen am schnellsten durchsetzen werden.

hil