Vermischtes

Olympischer Sportbund mahnt neue Definition von Präventionssport an

  • Freitag, 3. März 2023
/DWP, stock.adobe.com
/DWP, stock.adobe.com

Frankfurt am Main – Viele Sportarten gelten nicht als Gesundheitssport und können nicht durch die gesetz­liche Krankenversicherung (GKV) als Präventionsmaßnahme gefördert werden. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) mahnt jetzt an, die Ausschlusskriterien, die Krankenkassen und das übergeordnete Prä­ventionsgesetz definierten, zu überarbeiten.

Zu viele präventiv sinnvolle Sportarten würden aufgrund dieser Einschränkungen nicht zertifiziert, sagte Mischa Kläber, Leiter des Ressorts Breiten- und Gesundheitssport, dem Deutschen Ärzteblatt.

Ausgeschlossen von der Förderung seien laut GKV-Leitfaden zum Beispiel jegliche „Maßnahmen des allge­meinen Freizeit- und Breitensports“ sowie „Maßnahmen, die vorwiegend dem Erlernen einer Sportart dienen“.

Beide Kriterien sollten gestrichen werden, forderte DOSB-Vizepräsidentin und Kinderärztin Kerstin Holze kürzlich bei einer Veranstal­tung, auf der eine Bewegungsstudie der Organisation für wirt­schaft­li­che Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) vorgestellt worden sind (siehe Kasten).

Die Ausschlusskriterien würden dafür sorgen, dass vor allem Programme, wie Rudern, Tennis oder Tischtennis nicht zertifiziert und gefördert werden würden, erklärte Kläber.

„Dabei könnten wir mit diesen Sportarten Männer erreichen, die als Zielgruppe für Präventionssport schwer zu erreichen sind“, ergänzt Holze und be­tont, dass ein Kurs, der über acht bis zwölf Ein­hei­ten geht, ohnehin nicht dazu führen würde, eine Sport­art zu erlernen.

Selbst eine Reihe wissenschaftlich begutachteter mit einem Qualitätssiegel für Präventionskurse (SPG, Sport pro Gesundheit) akkreditierter Kon­zepte kann derzeit nach DOSB-Angaben keine Zertifizie­rung durch die Krankenkassen erhalten. Dazu zählen Angebote von diversen Deutschen Verbänden (Tennis, Ru­dern, Tanzsport, Reiten und Tischtennis).

Der DOSB nennt weitere Beispiele, die ihrer Ansicht zur Prävention geeignet wären: „Zuletzt wurden bei der Rezertifizierung des Masterprogramms für Kinder von sechs bis sieben und acht bis zwölf Jahren Übungen von der Zentrale Prüfstelle für Prävention (ZPP) abgelehnt, die aus Schulbüchern für den Sportunterricht stammen“, so Kläber.

Ablehnungsgrund sei gewesen, dass Klettern gefährlich sei. Diese Inhalte mussten zur Anerkennung durch an­de­re Übungen ersetzt werden. Dies findet die Kinderärztin Holze nicht nachvollziehbar, da vielfältige Bewegungs­angebote für eine gesunde Entwicklung von Kindern essentiell seien. Auch hier fordert der DOSB mehr Offenheit der Krankenkassen.

Herbert Wollmann (MdB SPD), Mitglied im Sport- und Gesundheitsausschuss, zeigte sich bei der OECD-Veran­stal­tung offen für die geforderten Änderungen. „Unser Gesundheitsminister ist begeistertet Tischtennisspieler. Viel­leicht können wir ihn von dieser Gesetzesänderung überzeugen.“ Er befürchtet jedoch, dass es gerade älte­ren Menschen schwer fallen könnte, Sportarten, die ein technisches Verständnis voraussetzen, zu erlernen. Die An­gebote müssten sich an Anfänger richten.

Die Bundesregierung bekennt sich in ihrem Koalitionsvertrag zur Stärkung der Primär- und Sekundärpräven­tion und will das Präventionsgesetz weiterentwickeln. Es soll einen Nationalen Präventionsplan mit Maß­nah­menpa­ke­ten zu einzelnen Themen, darunter Alterszahngesundheit, Diabetes mellitus Typ 2 oder Einsamkeit, geben.

Nachgefragt beim Bundesministerium für Gesundheit (BMG) heißt es, der Präventionsplan sei in Vorbereitung, ein Zeitplan könne aber noch nicht genannt werden. Auch bezüglich der Fortentwicklung des Präventionsge­setzes wartet das BMG zunächst den Bericht der Nationalen Präventionskonferenz ab, der im Juli erwartet wird. Das hat berichtet.

gie

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung