Medizin

Omikron: Anstieg der Hospitalisierungen von Kleinkindern in Südafrika und den USA

  • Dienstag, 22. Februar 2022
/Sergey Novikov, stock.adobe.com
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Pretoria/Atlanta – Zu den Besonderheiten der Omikron-Welle gehört eine ungewöhnliche Zunahme der Krankenhausbehandlungen von kleinen Kindern. Sie war nach einem Bericht in Lancet Child & Adolescent Health (2022: DOI: 10.1016/S2352-4642(22)00027-X) in Südafrika bereits im November aufgefallen.

Im Januar wurde ein ähnliches Phänomen auch in den USA beobachtet (Morbidity and Mortality Weekly Report, MMWR 2022; 71; 271-278). Die meisten Kinder konnten die Klinik nach kurzer Zeit verlassen.

Kleinkinder sind lange Zeit vor COVID-19 verschont geblieben oder nur so leicht erkrankt, dass die Infek­tionen gar nicht bemerkt wurden. Dies änderte sich mit der Omikron-Welle, die Mitte November in der Provinz Gauteng in Südafrika begann. Dort war den Medizinern zunächst der ungewöhnlich milde Verlauf bei Erwachsenen aufgefallen. Die meisten Infektionen waren bei Patienten entdeckt worden, die wegen anderer Erkrankungen im Krankenhaus waren. Eine starke Zunahme von COVID-19-Patienten blieb aus.

Ganz anders war die Situation an den Kinderkliniken. Hier kam es Mitte November zu einer starken Zu­nahme von COVID-19-Patienten, auf die viele Kliniken nicht vorbereitet waren. Wie Jeané Cloete vom Steve Biko Academic Hospital in Pretoria und Mitarbeiter berichten, waren Fieber und Husten die häufig­sten Gründe für die Hospitalisierung, gefolgt von Erbrechen, Atembeschwerden und Durchfall.

Auffällig war ein hoher Anteil von Krampfanfällen, die bei fast jedem 5. Kind der Anlass für die Hospitali­sierung waren. Die Krampfanfälle waren offenbar nicht schwerwiegend. Sie passten allerdings nicht in das Altersschema von Fieberkrämpfen, die vor allem im ersten Lebensjahr auftreten. Die Ärzte vermute­ten deshalb eine ernste Ursache, etwa eine bakterielle Meningitis, und überwiesen die Kinder vorsichts­halber in die Klinik. Der Verdacht bestätigte sich allerdings nicht, und die meisten Kinder konnten nach kurzer Zeit wieder entlassen werden. Die mittlere Liegedauer aller hospitalisierten Patienten betrug nur 2 Tage.

Von den 133 Kindern, deren Daten Cloete auswerten konnte, mussten 7 (5 %) beatmet werden. Der Grund war allerdings nur in einem Fall COVID-19. Bei den anderen Kindern waren Sepsis, Beinahe-Ertrinken, perforierte Appendizitis, septischer Schock und eine Aspirationspneumonie die Ursache und der Nach­weis von SARS-CoV-2 wohl nur ein Nebenbefund.

Cloete vermutet, dass die fehlenden Impfungen mit ein Grund für die Zunahme der Hospitalisierungen waren. Zu einer ähnlichen Einschätzung gelangen Kristin Marks vom COVID-NET Surveillance Team der Centers for Disease Control and Prevention (CDC) in Atlanta und Mitarbeiter, die die Hospitalisierungen in 99 US-Bezirken ausgewertet haben.

Auch in den USA ist es in der Omikron-Welle zu einer starken Zunahme von Hospitalisierungen bei Kin­dern gekommen. Auf dem Höhepunkt der Welle im Januar wurden 4 Mal so viele Kinder im Kranken­haus behandelt wie in der vorausgegangenen Delta-Welle. Noch deutlicher fiel der Anstieg bei den unter 5-Jährigen aus, der einzigen Altersgruppe, die noch nicht geimpft werden darf.

Ein Zusammenhang mit dem fehlenden Impfschutz liegt für Marks nahe, da den ungeimpften Jugend­lichen im Alter von 12 bis 17 Jahren die Hospitalisierungsrate in den letzten beiden Dezemberwochen, als Omikron das Infektionsgeschehen bereits beherrschte, 6 Mal höher war als bei geimpften Teenagern. Marks riet deshalb, alle Kinder soweit möglich gegen COVID-19 impfen zu lassen.

rme

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