Operation bei Prolaktinom wichtige Therapieoption

Hamburg – Prolaktinome, also gutartige hormonbildende Tumoren der Hirnanhangsdrüse, können neben der Standardtherapie mit Medikamenten auch operativ behandelt werden. Darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) hin.
„Dies gilt nicht nur bei Unverträglichkeit der Medikamente oder bei nicht ausreichend möglicher Kontrolle des Hormonspiegels“, hieß es aus der Fachgesellschaft. Auch der Wunsch von Patienten, nicht dauerhaft Medikamente einzunehmen, stelle heute ein wichtiges Argument für die Durchführung der Operation dar.
Ärzte sollten Betroffene über Vor- und Nachteile beider Therapieoptionen aufklären, empfiehlt die Fachgesellschaft. „Die medikamentöse Behandlung mit sogenannten Dopaminagonisten stand viele Jahre im Vordergrund“, sagte Stephan Petersenn, DGE-Pressesprecher und Leiter der Endoc Praxis für Endokrinologie und Andrologie in Hamburg.
Die Agonisten normalisierten nicht nur den Prolaktinspiegel. In mehr als 80 Prozent der Fälle führten sie auch zu einer Schrumpfung, manchmal bis zum Verschwinden des Prolaktinoms. Ein Nachteil sei aber die jahrelange Einnahme inklusive laufender Kontrolle des Prolaktinspiegels.
Zudem vertrügen nicht alle Patienten die Medikamente, insbesondere Nebenwirkungen auf das psychische Befinden kämen vor. „Daher sollte heute auch eine OP in Betracht gezogen werden“, rät Petersenn.
„Mit der operativen Entfernung des Prolaktinoms durch die Nase, der transsphenoidalen Operation, steht eine risikoarme Alternative zur medikamentösen Behandlung zur Verfügung“, erklärte Jürgen Honegger, stellvertretender Ärztlicher Direktor und Leiter Hypophysenchirurgie an der Neurochirurgischen Klinik des Universitätsklinikums Tübingen.
Die Operation könne insbesondere bei gut abgegrenzten, kleineren Prolaktinomen angeboten werden. Sie führe häufig zu einer Heilung der Erkrankung. Entgegen der Annahme vieler Patienten und auch mancher Ärzte entsteht durch die Operation kein Hormonmangel der Hypophyse, betont der Neurochirurg.
Prolaktinome sind der häufigste Tumor der Hirnanhangsdrüse. Sie treten bei etwa 25 bis 60 von 100.000 Menschen auf. Junge Frauen im gebärfähigen Alter sind am häufigsten betroffen.
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