Orlistat: Diätpille mit gefährlichen Wechselwirkungen
Kingston/Rhode Island. Die Diätpille Orlistat kann die Metabolisierung von Medikamenten in der Leber stören. Ein Pharmakologe warnt in Biochemical Pharmacology (2012; doi.org/10.1016/j.bcp.2012.11.026) vor potenziellen Auswirkungen unter anderem auf die Krebstherapie.
Bei seiner Einführung im Jahr 1999 wurde Orlistat als besonders sicheres Diätmittel betrachtet. Tatsächlich erzielt das Mittel seine gewünschte Wirkung nur im Darm, wo es den Abbau von Lipiden hemmt. Dies schließt allerdings eine systemische Nebenwirkung nicht aus. Orlistat wird vom Darm resorbiert und gelangt, wenn auch in geringer Menge in den Kreislauf.
Verdachtsfälle von Leberschäden
Der FDA wurden in den letzten Jahren vereinzelt Verdachtsfälle von schweren Leberschäden beschrieben. Die Kausalität ist nach wie vor unklar, doch die jetzt von Bingfang Yan von der University of Rhode Island in Kingston vorgestellten Untersuchungsergebnisse liefern einen Erklärungsansatz.
Yan kann nachweisen, dass Orlistat nicht nur im Darm das Enzym Lipase hemmt, sondern auch verwandte Enzyme in der Leber. Es handelt sich dabei um Carboxylesterasen (CES), die für die Metabolisierung von Medikamenten zuständig sind. Nach den Experimenten von Yan ist die Wirkung auf diese Leberenzyme, die zur Gruppe der CES-2 gehören, sogar stärker als auf die Lipase im Darm, die ein Vertreter von CES-1 ist.
In den Experimenten hemmte Orlistat die Enzyme bereits in einer Konzentration von 1 Nanomolar zu 75 Prozent. Yan hält es für möglich, dass Orlistat die Wirkung von Medikamenten stört. Bei einigen Krebsmedikamenten wie Irinotecan, die als Prodrug in der Leber durch CES aktiviert werden müssen, könne es zu einem Wirkungsverlust kommen. Für Aspirin, das in der Leber durch CES abgebaut wird, hält der Experte eine Wirkungsverstärkung für möglich.
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