Osimertinib verlängert progressionsfreies Überleben bei Lungenkrebs
Hongkong – Der Tyrosinkinase-Inhibitor Osimertinib, der aufgrund von günstigen Ergebnissen in Phase 1- und 2-Studien zur Zweitlinientherapie des nicht-kleinzelligen Lungenkarzinoms (NSCLC) zugelassen wurde, hat in der Phase 3-Studie das progressionsfreie Überleben gegenüber einer platinbasierten Chemotherapie deutlich verbessert. Dies geht aus den Abschlussergebnissen hervor, die auf einer Fachkonferenz in Wien vorgestellt und im New England Journal of Medicine (2016; doi: 10.1056/NEJMoa1612674) publiziert wurden.
Tyrosinkinase-Inhibitoren sind heute beim fortgeschrittenen NSCLC das Mittel der Wahl, wenn Mutationen im Gen für den Rezeptor des epidermalen Wachstumsfaktors (EGFR) vorliegen. Die Behandlungsergebnisse sind zunächst gut. Bei den meisten Patienten kommt es jedoch nach neun bis 13 Monaten erneut zu einer Tumorprogression. In dieser Situation wird den Patienten eine platin-basierte Chemotherapie angeboten. Für die etwa 60 Prozent dieser Patienten, bei denen dem Rezidiv die Punktmutation „T790M“ zugrunde liegt, gibt es seit kurzem die Option, die Behandlung mit Osimertinib fortzusetzen. Osimertinib gehört ebenfalls zu den Tyrosinkinase-Inhibitoren. Es ist aber anders als die Mittel der ersten Wahl gegen die Mutante „T790M“ wirksam.
Das Mittel wurde Anfang des Jahres aufgrund der Ergebnisse von Phase 1- und 2-Studien zugelassen, in denen bei mehr als 60 Prozent eine Remission erzielt wurde. In diesen Studien wurde Osimertinib jedoch nicht mit der heutigen Standardbehandlung, einer platin-basierten Chemotherapie verglichen. Damit war unklar, ob sie einen Zusatznutzen bieten. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat deshalb eine Kostenübernahme abgelehnt, woraufhin der Hersteller das Medikament vom Markt nahm.
Die jetzt vorliegenden Ergebnisse einer Phase 3-Studie (AURA 3) könnten für beide Seiten ein Anlass sein, die Entscheidungen zu überdenken. An der Studie nahmen 419 Patienten mit „T790M“-positivem fortgeschrittenen NSCLC teilnahmen, bei denen es unter der Erstlinientherapie mit einem Tyrosinkinase-Inhibitor zur Tumorprogression gekommen war. Die Patienten wurden eine platin-basierte Standardtherapie oder auf eine orale Therapie mit Osimertinib randomisiert.
Nach den jetzt vorliegenden Ergebnissen erzielte Osimertinib eine deutliche Verlängerung des progressionsfreien Überleben, dem primären Endpunkt der Studie von 4,4 auf 10,1 Monate. Tony Mok von der Chinesischen Universität Hongkong und Mitarbeiter errechnen eine Hazard Ratio von 0,30, die mit einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von 0,23 bis 0,41 hochsignifikant war. Osimertinib konnte auch bei dem Drittel der Patienten, die bereits Hirnmetastasen entwickelt hatten, das progressionsfreie Überleben von 4,2 auf 8,5 Monate verlängern (Hazard Ratio 0,32; 0,21-0,49). Ein weiterer Vorteil von Osimertinib ist die bessere Verträglichkeit. Der Anteil der Patienten mit Nebenwirkungen vom Grad 3 oder höher war mit 23 Prozent deutlich niedriger als unter der Standardtherapie, wo 47 Prozent betroffen waren.
Ob Osimertinib auch das Gesamtüberleben verlängert, ist noch nicht klar. Am Ende der Studie waren in der Osimertinib-Gruppe 13 Prozent und unter der platinbasierten Chemotherapie 19 Prozent der Patienten gestorben.
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