Pandemien werden in Zukunft häufiger auftreten

Bonn – Bei einer Fortsetzung der gegenwärtigen Lebensweise müssen sich die Menschen nach Einschätzung des Biodiversitätsrats (IPBES) der Vereinten Nationen darauf einstellen, dass Pandemien in Zukunft häufiger auftreten und höhere Totenzahlen verursachen.
„Dieselben menschlichen Aktivitäten, die den Klimawandel und die Verluste bei der Artenvielfalt verursachen, erhöhen auch das Pandemierisiko“, sagte der IBPES-Experte Peter Daszak gestern bei der Vorstellung eines Berichts zu diesen Zusammenhängen.
Es gebe bei Tieren bis zu 850.000 Viren, die wie das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 auf Menschen überspringen könnten, sagte Daszak. Pandemien seien eine „existenzielle Bedrohung“ für die Menschheit.
Der Weltbiodiversitätsrat, der seinen Sitz in Bonn hat, wies darauf hin, dass es Zusammenhänge zwischen den Pandemien und der Abholzung der Wälder, der extensiven Landnutzung und dem Handel mit Wildtieren gebe. Auch zunehmend enge Kontakte zwischen Wildtieren und den Tieren aus der Viehzucht spielten eine Rolle.
Jährlich werde derzeit beobachtet, wie sich fünf Krankheiten auf die Menschheit ausweiteten – und jede könne schließlich zu einer Pandemie werden.
Nach den Erhebungen der UN-Koordinierungsstelle sind aktuell mehr als drei Viertel der Landflächen der Erde durch menschliche Aktivitäten schwer geschädigt, drei Viertel des nutzbaren Wassers wird in der Landwirtschaft eingesetzt. Der Ressourcenverbrauch durch die Menschheit hat sich demnach innerhalb von drei Jahrzehnten um 80 Prozent erhöht.
Um den bisherigen Entwicklungen entgegenzuwirken, empfehlen die Experten Maßnahmen zum Schutz der Biodiversität und Sonderabgaben auf den Fleischverzehr, die Viehzucht und andere Aktivitäten, die „ein hohes Pandemierisiko“ in sich tragen.
Die Wissenschaftler zählten seit 1918 sechs Influenzapandemien, die „ausschließlich auf menschliche Aktivitäten zurückgingen“. Wenn nicht die geeigneten Maßnahmen ergriffen würden, entstünden der Menschheit hundertfache Kosten, schätzte das Gremium aus 22 Wissenschaftlern, das den Bericht verfasste.
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