Medizin

Pandemrix: Neue Studie bestätigt Narkolepsie-Risiko

  • Freitag, 30. März 2012
dpa
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Helsinki – Im Jahr 2010 kam es in Finnland zu einem 17-fachen Anstieg der Narkolepsie-Erkrankungen. Die Krankheit trat 13-fach häufiger bei Kindern auf, die mit Pandemrix gegen die Neue Influenza H1N1/2009 geimpft worden waren. Angesichts dieser Zahlen aus zwei neuen retrospektiven Studien in PloS ONE 2012: doi: 10.1371/journal.pone­.0033723 und 0033536) bestehen kaum noch Zweifel an einem kausalen Zusammenhang.

In Finnland hat jeder Einwohner eine zentrale Identifikationsnummer, die lebenslang bestehen bleibt und anhand der er in verschiedenen Datenbanken gefunden werden kann. Es war deshalb für Hanna Nohynek vom National Institute for Health and Welfare in Helsinki nicht schwer herauszufinden, dass von den 67 Kindern die 2009/10 an einer Narkolepsie erkrankten, 46 zuvor mit Pandemrix gegen die Influenza H1N1/2009 geimpft worden waren.

Sie errechnet eine Inzidenz von 9,0 auf 100.000 Personenjahre bei den geimpften und von 0,7/100.000 Personenjahre bei den nicht geimpften Kindern, was eine Rate Ratio von 12,7 ergibt mit einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von 6,1 bis 30,8. Bei allen erkrankten Kindern war die Diagnose durch Einsicht der Krankenakten überprüft worden. Die Analyse wurde auf den Zeitraum bis zum 15. August 2010 beschränkt, als erstmals der Verdacht in der Öffentlichkeit diskutiert wurde.

Da die Narkolepsie eine seltene Erkrankung ist, bleibt das Risiko eines Kindes nach einer Impfung zu erkranken, gering. Nohynek gibt das „vaccine attributable risk“ mit 1 zu 16.000 an mit einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von 1 zu 13.000 bis 1 zu 21.000.

Der Zusammenhang mit der Impfung war aufgefallen, weil die Narkolepsie normalerweise eine sehr seltene Erkrankung ist, vor allem bei Kindern. Laut den Recherchen von Markku Partinen vom Finnischen Narkolepsieforschungszentrum in Helsinki gab es in Finnland in den Jahren 2002 bis 2009 insgesamt nur 335 Neuerkrankungen, darunter nur 26 im Alter unter 17 Jahren.

Die jährliche Inzidenzrate betrug gerade einmal 0,31 pro 100.000 Einwohner. In 2010 schnellte sie dann auf 5,3 pro 100.000 Einwohner hoch, ein Anstieg um den Faktor 17. Die meisten Kinder erkrankten innerhalb von 8 Monaten nach der Impfung.

rme

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