Medizin

Pankreaskarzinom: Bakterien im Tumor fördern Resistenz auf Gemcitabin

  • Dienstag, 19. September 2017
/dpa
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Rehovot/Israel – Viele Pankreaskarzinome enthalten Bakterien, die offenbar aus dem Duodenum in den Tumor gelangen und möglicherweise die Entwicklung einer Resistenz auf das Zytostatikum Gemcitabin fördern. Diese überraschende Entdeckung in Science (2017; 357: 1156–1160) wirft die Frage auf, ob eine Antibiotikabehandlung die Effektivität der Chemotherapie verbessern könnte.

Das Team um Ravid Straussman vom Weizmann Institute of Science in Rehovot (bei Tel Aviv) hat die Bakterien eher zufällig entdeckt. Die Forscher hatten sich eigentlich mit der Frage beschäftigt, warum Zellen aus der Umgebung eines Tumors die Resistenz­entwicklung von Darm- und Pankreaskarzinomen auf Gemcitabin fördern. Dabei stießen sie auf einen löslichen Faktor, der bereits durch einen groben Filter eliminiert werden konnte. Das war ein Hinweis auf die Anwesenheit von Bakterien.

Die weiteren Untersuchungen ergaben dann, dass Bakterien aus der Gruppe der Gammaproteobacteriae die Tumore infiziert hatten. Die Bakterien produzierten das Enzym Cytidin-Deaminase, das Gemcitabin abbaut. Bei Mäusen mit Darmkrebs rief die Infektion mit Gammaproteobacteriae eine Resistenz gegen Gemcitabin hervor, was durch eine gleichzeitige Gabe von Antibiotika verhindert werden konnte.

Die Forscher untersuchten dann die Gewebeproben von 113 Patienten mit einem Pankreaskarzinom. In 86 Tumoren (76 Prozent) wurden bakterielle Gene, überwiegend Gammaproteobacteriae gefunden. Straussman vermutet, dass das Bakterium, das zur Darmflora im Duodenum gehört, retrograd über den Pankreasgang in den Tumor gelangt ist, der offenbar gute Wachstumsbedingungen für die Bakterien bot. Den Forschern gelang es, die Bakterien aus 15 Tumoren im Labor zu vermehren. Danach wurden die Bakterien mit Darmkrebszellen zusammengebracht: In 14 von 15 Fällen kam es zu einer Resistenz der Krebszellen auf Gemcitabin.

Die Ergebnisse lassen vermuten, dass Bakterien aus dem Duodenum für die häufige Resistenz von Pankreaskarzinomen auf Gemcitabin verantwortlich sind. Sollte dies tatsächlich der Fall sein, dann könnte die gleichzeitige Gabe von Antibiotika die Entwicklung der Resistenz verhindern. Dies ist allerdings bisher klinisch noch nicht untersucht worden.

rme

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