Paradox: Eine deutsche Krankenversicherung ist teurer als eine amerikanische
Paradox: Eine deutsche Krankenversicherung ist teurer als eine amerikanische. Im Jahr 2019 lief vieles nicht wie ich es wollte. Anfang des Jahres brach ich mir zum ersten Mal in meinem Leben einen Knochen und zog mir im gleichen Zeitraum eine Lungenentzündung zu. In beiden Fällen konnte ich die Diagnose selber stellen und mich behandeln.
Im Laufe des Jahres kämpfte ich mit einem länger anhaltenden und schweren Husten, um dann Ende 2019 in einem Autounfall mit Totalschaden verwickelt zu sein, bei dem ich die Blessuren ebenfalls selber behandelte und somit um einen Krankenhausbesuch herumkam. Ich scheute den Besuch bei Medizinern wie der Teufel das Weihwasser, denn im gesamten Jahr 2019 hatte ich weder eine Kranken- noch Zahnversicherung und hätte Unsummen an Geld gezahlt, wenn ich das Gesundheitssystem hätte in Anspruch nehmen müssen.
Schnell kommen in den USA Rechnungen in vier- oder fünfstelliger Höhe zusammen und selbst ein einfacher Arztbesuch kostet 300 bis 500 US-Dollar. Im Jahr 2020 will ich es anders machen und eine Krankenversicherung haben, weshalb ich derzeit meine Optionen recherchiere. Da ich sowohl in Deutschland als auch den USA mich aufhalte, freiberuflich tätig bin und somit für keine vom Arbeitgeber mir zur Verfügung gestellte Krankenversicherung profitieren kann, suche ich nun nach den für mich besten Möglichkeiten.
Nehme ich eine deutsche Krankenversicherung auf und habe für meine Aufenthalte in USA eine deutsche Auslandskrankenversicherung, oder habe ich umgekehrt eine amerikanische Krankenversicherung mit entsprechender Auslandsversicherung für meine Aufenthalte in Deutschland parat?
Bei der Recherche dieser beiden Modellen spielt natürlich der monatliche Preis einer Police eine wichtige Rolle. Ich war sehr überrascht als ich konstatierte, dass die deutschen Krankenversicherungen nicht nur den amerikanischen hinsichtlich des Preises in nichts nachstehen, sondern sogar leicht teurer sind.
So kostet die günstigste deutsche Krankenversicherung für mich 350 Euro pro Monat und ist 10% teurer als die günstigste amerikanische Police. Dabei verlangt die deutsche nicht nur eine Selbstbeteiligung von 1.000 Euro und zahlt in vielen Fällen nur 80% der Rechnung, sondern bietet auch im Fall eines Krankenhausaufenthaltes „nur“ den Komfort einer gesetzlichen Krankenversicherung, also Mehrbettzimmer und Behandlung durch einen, wie es heißt, „Stationsarzt“.
Das ergibt für mich wenig Sinn, denn das amerikanische Gesundheitssystem ist teurer als das deutsche – die hiesigen Behandlungskosten übersteigen die deutschen oft um den Faktor 2 oder 3. Was sind die Gründe für diese hohen Kosten? Wird der deutsche Versicherungsnehmer ausgenommen? Oder übersehe ich hier etwas? Für mich ist das ein Paradoxon, und ich neige derzeit dazu, mir eine „günstigere“ amerikanische Krankenversicherung zu nehmen.
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