Parkinson-Gesellschaft mit optimistischem Blick auf neue Therapien und frühere Diagnosen

Berlin – Neue Therapieansätze und Diagnostiktests bei Parkinson geben aus Sicht von Fachleuten Grund für Optimismus. So stünden derzeit insbesondere der monoklonale Antikörper Prasinezumab und GLP-1-Rezeptoragonisten im Fokus der Forschung, sagte Kathrin Brockmann, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen (DPG) vor dem Welt-Parkinson-Tag, der am Freitag stattfindet.
„Beides sind äußerst spannende Ansätze, die Hoffnung wecken, dass es in naher Zukunft erstmals möglich wird, das Fortschreiten neurodegenerativer Prozesse zu verlangsamen.“
Bei Parkinson-Betroffenen sterben im Hirnstamm bestimmte Nervenzellen ab. Das führt zu einer Unterversorgung des Botenstoffs Dopamin, der unter anderem für die Feinabstimmung der Muskelbewegung wichtig ist. In den betroffenen Nervenzellen findet man Aggregate des Eiweißstoffs Alpha-Synuclein. Bislang lässt sich Parkinson nur symptomatisch behandeln.
Der Antikörper Prasinezumab richtet sich gegen Alpha-Synuclein. Die Hoffnung ist, dass das das Fortschreiten der Erkrankung bremst. Bislang seien die Studienergebnisse zu Prasinezumab vielversprechend, so Brockmann. Derzeit werde überlegt, ob eine Phase-3-Zulassungstudie geplant werde.
Interessant für die Parkinson-Forschung sind zudem GLP-1-Rezeptoragonisten (GLP-1-RA), die neuroprotektive Wirkungen haben sollen. Der GLP-1-RA Exenatid habe in einer Phase-3-Studie allerdings keine signifikanten Vorteile hinsichtlich einer Krankheitsmodifikation bei Morbus Parkinson gezeigt, so Brockmann.
Multizentrische klinische Studie hätten ergeben, dass der GLP-1-RA Lixisenatid das Fortschreiten der Parkinson-Symptome in einem geringen, aber statistisch signifikanten Umfang verlangsame.
Die Göttinger Neurologin Brit Mollenhauer, dritte Vorsitzende der DGP, sagte, die aktuellen Fortschritte machten die Entwicklung von Therapien, die die Krankheit verlangsamen oder sogar aufhalten, in den nächsten ein bis zwei Jahrzehnten realistisch.
So gebe es auch deutliche Fortschritte bei der Entwicklung von Biomarkern, die den so wichtigen frühzeitigen Nachweis einer Erkrankung ermöglichten. Ein Durchbruch könnte die verlässliche Identifikation krankheitsauslösender Proteine im Nervenwasser, im Blut oder in der Haut sein.
Eine Studie im Fachblatt BMJ hatte vor wenigen Tagen prognostiziert, dass sich die Zahl der Parkinson-Erkrankten weltweit von 11,9 Millionen im Jahr 2021 bis 2050 mehr als verdoppeln könnte.
Diskussionen gibt es um die Entwicklung der Prävalenz in Deutschland. Erst vor wenigen Tagen berichtete ein Team des Robert-Koch-Instituts (RKI) auf Basis von AOK-Krankenkassendaten, dass die altersstandardisierte Parkinsonprävalenz in Deutschland zwischen 2017 und 2022 abgenommen habe.
Für den Rückgang der Erkrankungshäufigkeit liegt noch keine abschließende Erklärung vor. Möglich ist laut den RKI-Forschenden, dass der Rückgang bestimmter Risikofaktoren, beispielsweise von Umwelteinflüssen wie der Pestizidbelastung, oder die Veränderung von Ernährungsgewohnheiten einen Teil der Entwicklung erklären.
Es sei aber auch denkbar, dass ein verändertes Diagnose- und Kodierverhalten der behandelnden Ärztinnen und Ärzte eine Ursache sei. Prinzipiell könnte auch die COVID-19-Pandemie durch seltenere Kontakte mit dem Gesundheitswesen die diagnostizierte Prävalenz beeinflussen, so die RKI-Forschenden.
Auf diesen Punkt wies auch Brockmann hin. So könne es sein, dass Menschen mit frühen Parkinson-Symptomen wie Muskelschmerzen und Tremor während der Coronapandemie 2020-2022 aufgrund von Kontaktbeschränkungen nicht zum Arzt gegangen seien und nicht in der Statistik auftauchten.
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