Parkinson-Patienten zeigen Veränderungen im visuellen System

Mailand – Parkinson scheint nicht nur das kognitive und motorische System zu betreffen, sondern auch negativen Einfluss auf das visuelle System zu nehmen. Dies berichtet die Arbeitsgruppe um Alessandro Arrigo an der University Vita-Salute San Raffaele of Milan in der Fachzeitschrift Radiology (2017; doi: 10.1148/radiol.2017161732).
Dass Parkinson keine reine Erkrankung des motorischen Systems ist, beweisen die vielen zusätzlichen Störungen, unter denen Betroffene leiden können. Demenz, Verstopfung, REM-Schlafstörungen, Anosmie, Depressionen, Dysästhesien und vegetative Störungen sind Beispiele für fakultative Begleitsymptome. Die Symptome zeigen außerdem, dass auch andere zentrale Strukturen von der Degeneration betroffen sein könnten.
Verlust der Sehschärfe
Laut den Autoren werden diese Symptome aber nicht immer von Patienten berichtet, da ihnen die Verbindung zu ihrer Grunderkrankung häufig nicht klar sei. Die Forscher berichten, dass Studien zudem auch auf Störungen des visuellen System hindeuteten. Ein Verlust der Sehschärfe, Farbsehstörungen und Augentrockenheit seien bei Betroffenen nachweisbar.
In ihrer Studie untersuchten die Forscher Patienten, bei denen erst kürzlich ein Morbus Parkinson diagnostiziert wurde und eine Kontrollgruppe mit gesunden Probanden. Die Patienten waren bis dahin unbehandelt. Die beiden Gruppe wurden mit diffusionsgewichteten Aufnahmen und einer voxelbasierten Morphometrie im MRT sowie augenärztlich untersucht.
Die Forscher fanden bei den Parkinson-Patienten deutlich mehr Auffälligkeiten im visuellen System als bei Vergleichspatienten. Insgesamt war in der Sehstrahlung eine Reduktion der weißen Substanz, eine Alteration der Vernetzung und ein verschmälertes Chiasma Opticum nachweisbar.
Die Forscher vermuten, dass die Veränderungen den motorischen Symptomen vorausgehen. Bisher gäbe es jedoch nur wenige Studien, die sich mit der Affektion des visuellen System bei Parkinson-Patienten befassen, so die Wissenschaftler. Ein besseres Verständnis könnte jedoch Vorteile in der Diagnose und Symptomkontrolle der Erkrankung bringen, so die Arbeitsgruppe.
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