Parvoviren als Ansatz für die Krebstherapie
Heidelberg – Eine Ursache dafür, warum Parvoviren Krebszellen zerstören, nicht aber gesunde Zellen, haben Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg (DKFZ) gefunden. Sie berichten darüber in der Zeitschrift Plos Pathogen (doi 10.1371/journal.ppat.1004703).
Parvoviren, die eigentlich Nagetiere befallen, verursachen beim Menschen üblicherweise keine Krankheitssymptome. Sie können jedoch Krebszellen infizieren und abtöten. Die Details dieser biologischen Selektivität der Viren waren lange nicht verstanden.
Um ihren Lebenszyklus in der Zelle zu vervollständigen und die nächste Virengeneration hervorzubringen, sind die Viren laut den Heidelberger Forschern auf die Aktivität eines zellulären Enzyms angewiesen, der Kinase PDK1.
Die Arbeitsgruppe um Jürg Nüesch, Séverine Bär und Jean Rommelaere entdeckten nun: In Zellen von Mäusen, die zu den natürlichen Wirten des Parvovirus H1 gehören, kann das Virus die PDK1 über einen Wachstumsfaktor-unabhängigen, internen Weg aktivieren. Dabei hilft ein Enzymkomplex namens PKCη/Rdx. In normalen menschlichen Zellen dagegen, in denen es sich nicht fortpflanzen kann, gelingt es dem Virus nicht, PDK1 auf diesem alternativen Weg zu aktivieren.
In Krebszellen, speziell im Glioblastom, sieht die Sache anders aus: In 36 Prozent von 70 untersuchten Glioblastom-Gewebeproben ist die PDK1 laut den Ergebnissen aus Heidelberg schon von vornherein dauerhaft aktiviert. „Für Krebszellen ist eine ständig aktivierte PDK1 biologisch sinnvoll, denn damit sind sie von Wachstumsfaktoren unabhängig. Das wiederum nützen die Parvoviren für ihre Zwecke aus“, erläutert Nüesch. Die Ergebnisse erklären nicht nur die Selektivität der Zellen, sondern könnten künftig auch dabei helfen, Tumorpatienten zu identifizieren, die von einer Parvovirus-Therapie profitieren könnten.
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