Patientenschutz: Bedarf an Beratungen weiterhin hoch
Dortmund – Die Deutsche Stiftung Patientenschutz ist im vergangenen Jahr so häufig um Rat gefragt worden wie noch nie. Rund 30.000 Menschen hätten am Telefon Fragen zu den neuen Pflegestufen, zu Patientenverfügungen, langen Wartezeiten bei Facharztterminen oder Problemen mit Krankenkassen gestellt. Damit habe sich die Gesamtzahl im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 16 Prozent erhöht, geht aus der Jahresstatistik für 2016 hervor, die die Stiftung heute vorlegte.
Vor allem die zeitintensiven Beratungen haben demnach stark zugenommen. Dabei standen den Angaben zufolge Fragen zur Pflegereform und den neuen Pflegegraden im Mittelpunkt. So sei die Zahl solcher Beratungen um 600 auf 3.200 Fälle gestiegen, ein Plus von 23 Prozent. „Dauerbrenner“ bei den Themen seien lange Wartezeiten auf Facharzttermine, mangelnde Unterstützung von pflegenden Angehören oder Auseinandersetzungen mit Krankenhäusern, Krankenkassen, Pflegeheimen und Ärzten.
Fast jeder dritte Ratsuchende wollte Fragen zu Patientenverfügungen klären lassen. Ursache sei ein Beschluss des Bundesgerichtshofs (BGH) zur Genauigkeit der Verfügungen gewesen. Der BGH fordert detaillierte Formulierungen in den Dokumenten. Zahlreiche Menschen seien deshalb verunsichert gewesen und hätten sich beraten oder bestehende Dokumente überprüfen lassen. Insgesamt stieg die Zahl der Beratungen zu Dokumenten wie Patientenverfügungen, Vollmachten und Betreuungsverfügungen der Statistik zufolge auf 9.100 Fälle und übertraf damit den Spitzenwert des Vorjahres.
„Die Defizite, die wir seit Jahren beobachten, werden nicht weniger“, erklärte Stiftungs-Vorstand Eugen Brysch. Besonders für Schwerstkranke und Pflegebedürftige sei jeder Tag ohnehin eine Herausforderung. „Die Bürokratie macht es ihnen noch schwerer“, so Brysch.
Bürger können das Servicetelefon für eine erste Beratung kostenlos nutzen. Intensivgespräche sind Mitgliedern sowie Pflegebedürftigen ab Pflegegrad vier und schwer demenziell erkrankte Menschen und ihre Angehörigen vorbehalten.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: