PCOS: Resveratrol bessert Hormonhaushalt in Studie

Posen – Resveratrol, ein in Weintrauben und einer Reihe anderer Früchte enthaltenes Polyphenol, hat in einer kleinen randomisierten Studie im Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism (2016; doi: 10.1210/jc.2016-1858) die Hormonwerte von Frauen mit Polyzystischem Ovar-Syndrom (PCOS) deutlich verbessert.
Mit einer Prävalenz von 6 bis 18 Prozent ist das PCOS eine häufige hormonelle Störung von Frauen im fortpflanzungsfähigen Alter. Die meist übergewichtigen Frauen klagen über Zyklusstörungen mit seltener bis ganz ausbleibender Periode sowie über einen Hirsutismus oder andere Androgenisierungserscheinungen wie Hautunreinheiten oder fettiges Haar. Bei vielen Frauen liegt eine Insulinresistenz vor, die das Diabetesrisiko erhöht, erhöhte Lipidwerte und Entzündungsparameter wie CRP deuten auf ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko hin.
Die Ursache der Erkrankung ist nicht genau bekannt. Eine vermehrte Bildung von männlichen Geschlechtshormonen im Ovar und auch in den Nebennieren ist ein gemeinsamer Nenner. Eine Behandlung mit Antiandrogenen ist in der Regel nicht akzeptabel, und viele Frauen lehnen auch die Einnahme von hormonellen Kontrazeptiva ab, die eine gute Wirkung erzielen können.
Bei ihren Experimenten an Thekazellen des Ovars war Forschern der Medizinischen Universität Posen aufgefallen, dass Resveratrol, ein natürliches Polyphenol in Trauben, Nüssen und Beeren mit entzündungshemmenden, antioxidativen und möglicherweise auch kardioprotektiven Eigenschaften, die Bildung von Testosteron (nicht aber von Progesteron) hemmen kann. Zusammen mit Endokrinologen der Universität von Kalifornien in San Diego wurde deshalb eine erste klinische Studie organisiert, an der in Posen insgesamt 30 Frauen mit einem PCOS (nach den Rotterdam-Kriterien) teilnahmen.
Die Frauen nahmen über einen Zeitraum von drei Monaten täglich eine Kapsel ein, die bei der Hälfte der Frauen das Resveratrol-Supplement eines US-Herstellers und bei der anderen Hälfte ein Placebo enthielt. Primärer Endpunkt war das Gesamt-Testosteron im Serum.
Hier kam es, wie das Team um Antoni Duleba, Universität Posen, berichtet, zu einem deutlichen Rückgang um 23,1 Prozent (während es in der Placebo-Gruppe zu einem Anstieg um 2,9 Prozent kam). Resveratrol hemmte nicht nur die Androgenproduktion im Ovar. Auch die Variante DHEAS (Dehydroepiandrosteron-Sulfat), die überwiegend in den Nebennieren produziert wird, wurde um 22,2 Prozent gesenkt (Anstieg um 10,5 Prozent in der Placebo-Gruppe).
Des Weiteren kam es zu einer Senkung der Insulinkonzentration im Serum um 31,8 Prozent. Der „Insulin Sensitivity Index“ verbesserte sich um 66,3 Prozent. Bis auf vorübergehende Sensibilitätsstörungen bei zwei Frauen wurden die Resveratrol-Supplemente gut vertragen.
Dies sind gute Ergebnisse, die die Durchführung weitergehender klinischer Studien rechtfertigen würden, um einen medizinischen Nutzen beim PCOS zweifelsfrei zu belegen. Dass es dazu kommt, ist jedoch eher unwahrscheinlich. Der US-Hersteller vertreibt sein Präparat als Nahrungsergänzungsmittel und muss zum Beleg der Wirkung keine klinischen Studien durchführen. Er darf allerdings auch nicht behaupten, dass das Mittel einen klinischen Nutzen bei PCOS hat. Dann wäre Resveratrol als Arzneimittel zulassungspflichtig und eine große Phase 3-Studie unverzichtbar.
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