Politik

Pflegebevoll­mächtigter beklagt Isolation von Pflegebedürftigen

  • Freitag, 11. September 2020
Andreas Westerfellhaus. /dpa
Andreas Westerfellhaus. /dpa

Berlin – Der Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus, hat beklagt, dass manche Pflegeeinrichtungen beim Schutz vor Corona weiterhin vor allem auf Isolation der Pflegebedürftigen setzten. „Das kann sechs Monate nach Beginn der Pandemie einfach nicht mehr sein“, mahnte der Pflegebevollmächtigte heute in Berlin.

Die Einrichtungen seien für die Menschen ihr Zuhause. „Und dort benötigen sie nicht nur Schutz vor Infektionen, sondern auch Nähe, soziale Kontakte und die Gewissheit, Einfluss auf ihre Lebensbedingungen nehmen zu können.“

Für die Bewohner von Pflegeeinrichtungen stelle eine Infektion mit dem Virus fraglos ein großes Risiko dar. Pauschale Besuchsverbote könnten in Pflegeeinrichtungen aber „nur in Ausnahmefällen und vor allem nur für begrenzte Zeiträume eine Lösung sein“. Sie hätten zu Situationen geführt, “die für Pflegebedürftige und ihre Angehörigen kaum auszuhalten waren“, so der Pflegebevollmächtigte.

Westerfellhaus verwies zugleich auf Einrichtungen, „die sich unter Einbindung der Bewohnervertretungen sehr gut auf möglicherweise wieder steigende Infektionszahlen im Herbst und Winter vorbereitet und kreative Lösungen entwickelt haben, um Besuche, Spaziergänge und auch Einkäufe zu vernünftigen Bedingungen zu ermöglichen“.

Die Lage in den Einrichtungen sei aktuell „sehr heterogen“. Die Gesellschaft sei gefordert, „die notwendigen Anstrengungen zu unternehmen, um denen, die in der Pandemie besonderen Schutz benötigen, ein Maximum an Lebensqualität zu ermöglichen“.

Der Vorstand der Deutsche Stiftung Patientenschutz Eugen Brysch sah hingegen vor allem Bund und Länder in der Pflicht, ihre Regelungen sofort zu überarbeiten, um ein Mindestmaß an Freiheitsrechten sicherzustellen.

„Denn es ist unzumutbar, dass Bewohner und Angehörige ihre Grundrechte einklagen müssen.“ Die Coronaschutzmaßnahmen träfen die 900.000 Heimbewohner höchst unterschiedlich. „Bewohner und Angehörige sind diesem Durcheinander ohnmächtig ausgeliefert“, beklagte Brysch.

Die allgemein gültigen Bestimmungen böten den 12.000 Heimen zu viel Spielraum. „So schießen die Träger bei der Isolation häufig über das Ziel hinaus“. Der Pflegebeauftragte sei also gefordert, „konkret zu werden“.

kna

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung