Pflegeeinrichtungen fordern Abitur für Krankenpflegeausbildung

Brüssel – Eine Krankenpflegeausbildung soll künftig nur beginnen können, wer zwölf statt bislang zehn Jahre allgemeinbildende Schule nachweisen kann – oder einen vergleichbaren Abschluss. Das haben Vertreter von vier bundesweit tätigen Einrichtungen und Organisationen der Pflegewissenschaft und -forschung in einem Schreiben an alle deutschen Abgeordneten im Parlament der Europäischen Union gefordert.
Demnächst beginnen dort die parlamentarischen Beratungen zur geplanten Änderung der EU-Richtlinie, die unter anderem die automatische Anerkennung von Berufsabschlüssen in der EU regelt. Diese Richtlinie namens „2005/ 36/ EG“ sieht eben jene höheren Hürden für künftige Krankenpfleger vor.
Die Pflegeeinrichtungen argumentieren, dass die internationale Studienlage auf Zusammenhänge zwischen Qualifikation des Pflegepersonals und Qualität der Versorgung hinweist. Für „falsch und gefährlich“ halten die Autoren das Hauptargument der zahlreichen Gegner der Reform aus Deutschland, dass die Anhebung der Zugangsvoraussetzungen den Fachkräftemangel in der Pflege noch verstärken würde. Die Pflegeorganisationen meinen, dass nur eine entschiedene Aufwertung der Pflege, bessere Arbeitsbedingungen und angemessene Vergütungen das Rekrutierungsproblem und den Fachkräftemangel in der Pflege beheben können.
Zu den Organisationen gehören das Deutsche Institut für angewandte Pflegeforschung, die Deutsche Gesellschaft für Pflegewissenschaft, das Deutsche Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege und die Dekanekonferenz Pflegewissenschaft. Das Schreiben ist an alle 99 deutschen Parlamentarier nach Brüssel gegangen.
Der Deutsche Pflegerat hat unterdessen gefordert, angesichts des Milliardenpolsters der gesetzlichen Krankenkassen mehr Geld in Pflegefachkräfte zu investieren. Dies sei wegen der dramatischen Personalsituation im Pflegebereich sinnvoller, statt Gelder an die Versicherten auszuschütten, erklärte Pflegerats-Präsident Andreas Westerfellhaus. Für eine solche Ausschüttung hatte sich kürzlich Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) ausgesprochen.
Tarifabschlüsse und steigende Investitionskosten erhöhten immer weiter den Druck, in den Krankenhäusern Pflegefachpersonal einzusparen. Für eine sichere Versorgung der Patienten sei aber die angemessene Ausstattung der Kliniken mit Fachpersonal unerlässlich. Zudem sei die Ausbildung von Pflegefachkräften nach wie vor dramatisch unterfinanziert, obwohl künftig mehr Pflegekräfte benötigt würden. „Geht der Personalabbau beim Pflegefachpersonal unvermindert weiter und dünnt die Finanzierung der Ausbildung weiter aus, wird die entstehende Versorgungslücke nicht mehr zu schließen sein“, warnte Westerfellhaus.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: