Politik

Pflegekräfte wollen ihre Interessen künftig selbstbewusster vertreten

  • Freitag, 13. März 2015
Uploaded: 19.11.2013 14:52:01 by mis
dpa

Berlin – Der Präsident des Deutschen Pflegerates (DPR), Andreas Westerfellhaus, hat heute in Berlin die deutschen Pflegekräfte dazu aufgerufen, selbstbewusster für ihren Berufsstand einzutreten. „Alle Pflegekräfte sind aufgerufen, für sich und ihre Interessen einzustehen. Wer das nicht tut, läuft Gefahr, nicht anerkannt zu werden“, sagte Wester­fellhaus auf dem 2. Deutschen Pflegetag unter dem Applaus der etwa 4.000 Zuhörer. „Sie alle leisten für die Gesellschaft etwas, was niemand anderes leisten kann. Tragen Sie das mit Selbstbewusstsein vor sich her!“

Westerfellhaus forderte, dass die Erlöse, die das Personal im Krankenhaus erwirt­schafte, auch für die Personalfinanzierung verwendet werden müsse. „Wir sind es leid, dass die Pflegekräfte als Kostenfaktor degradiert werden, und nur die Ärzte als diejenigen angesehen werden, die die Erlöse erwirtschaften“, sagte er, betonte jedoch: „Ich will keinen Zwist säen zwischen Ärzten und Pflegekräften. Wir erbringen die Leistungen am Patienten gemeinsam.“

Aber unter dem ökonomischen Wahn habe sich im Gesundheitswesen eine gewaltige Schieflage entwickelt. Da helfe auch kein Pflegeförderprogramm, wie es Bund und Länder nun in Höhe von 660 Millionen Euro auflegen wollen. Die 50.000 Pflegestellen, die seit 2007 weggefallen seien, hätten einen Wert von 2,4 Milliarden Euro. „Wir wollen unsere Kollegen zurück!“, rief Westerfellhaus aus. „Und wir wollen Konzepte für eine verlässliche, dauerhafte Personalfinanzierung.“

Westerfellhaus: „Wir wollen endlich tun dürfen, wofür wir qualifiziert sind“
Der Alltag desillusioniere viele Pflegekräfte, mache sie krank und zwinge in die Teilzeitarbeit. „Die psychosomatischen Erkrankungen der Kollegen sind sprunghaft angestiegen“, sagte der DPR-Präsident.  „Wo bleibt der Raum für Erholung und Regeneration?“

Abschließend forderte Westerfellhaus: „Es müssen endlich die Modellprojekte im Rahmen der Heilkundeübertragung umgesetzt werden. Wir sind hochqualifiziert und wir müssen endlich auch tun dürfen, wofür wir qualifiziert sind. Zudem brauchen wir mehr qualifiziertes Personal. Und wir brauchen angemessene Tarifverträge für alle.“  

Laumann: „Die Pflegenoten sind nicht zu retten“
Der Pflegebeauftragte der Bundesregierung, Karl-Josef Laumann, erklärte im Anschluss, dass viele  Pflegeeinrichtungen überhaupt nicht in Tarifverhandlungen einträten. Er forderte die Pflegekräfte daher auf, sich besser zu organisieren. „Die Bundesebene hat geregelt, dass die Kostenträger die Tariflöhne akzeptieren müssen und dass die Pflegeversicherung das Recht hat zu prüfen, ob das Geld auch bei den Pflegekräften angekommen ist. Mehr kann ich nicht machen. Den Rest müsst ihr euch schon selber holen.“

Zu den Pflegenoten sagte er, es sei falsch gewesen, dass man sich nicht auf einen Kernbereich geeinigt habe. „Heute kann man einen schweren Pflegefehler wie das Vertauschen von Arzneimitteln durch eine schön gedruckte Speisekarte ausgleichen. Das ist doch irre“, sagte Laumann und betonte: „Die Pflegenoten sind nicht zu retten. Ich werde in der Karwoche einen konkreten Vorschlag dazu machen. Ich werde in dem Zusammenhang dafür kämpfen, dass die Pflegeverbände bei der Umgestaltung der Pflegenoten auf Augenhöhe mit am Tisch sitzt.“

fos

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