Pflegepersonaluntergrenzen in der Intensivmedizin bezeichnen nur die Mindestausstattung

Berlin – Die Deutsche Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN) hat die politische Initiative für Pflegepersonaluntergrenzen in der Intensivmedizin grundsätzlich begrüßt, weist aber darauf hin, dass es sich dabei lediglich um Mindeststandards handle. Darüber hinaus seien weitere Verbesserungen der Arbeitsbedingungen der Pflegenden notwendig, um den fortschreitenden Personalmangel aufzuhalten und weiterhin eine hohe Versorgungsqualität zu gewährleisten, so die Fachgesellschaft.
Das Bundesministerium für Gesundheit hatte in diesem Herbst Pflegepersonaluntergrenzen für verschiedene Bereiche festgelegt. Für Intensivstationen gilt demnach ab 2019, dass in der Tagesschicht eine Pflegekraft höchstens 2,5 Patienten und in der Nachtschicht 3,5 Patienten betreuen darf. Ab 2021 soll es ein Verhältnis Patient zu Pflegekraft von 2 zu 1 (Tag) und 3 zu 1 (Nacht) geben. „Wir sehen hier die Gefahr, dass dieses Verhältnis als allgemeiner Betreuungsschlüssel und nicht als Mindestvorgabe missbraucht wird. Zudem ist dieser Schlüssel für die Betreuung schwerstkranker Patienten aus qualitativer Sicht inadäquat“, sagte Reimer Riessen, Leiter der Internistischen Intensivstation des Tübinger Universitätsklinikums und Past Präsident der DGIIN.
Im schlimmsten Fall kann die Gesetzgebung zu Personalabbau führen
Die durchschnittliche Besetzung der Intensivstationen mit Pflegepersonal liegt nach einer Umfrage der DGIIN sogar über der nun gesetzten Mindestgrenze, womit nach Ansicht der Fachgesellschaft im schlimmsten Fall ein Anreiz zum weiteren Personalabbau gesetzt werde. „Um eine ausreichende intensivmedizinische Versorgung zu gewährleisten, appellieren wir an alle Krankenhäuser mit Intensivstationen, keinen Personalabbau zu betreiben und den Pflegeschlüssel freiwillig bei einem Pflegenden auf zwei Patienten am Tag und bei einem Verhältnis von 1 zu 2,5 in der Nacht festzulegen“, betonte Christian Karagiannidis, leitender Oberarzt an der Lungenklinik Köln-Merheim und Präsident elect der DGIIN.
Laut der Fachgesellschaft müssen auf rund drei Vierteln der deutschen Intensivstationen vermehrt Betten gesperrt werden, in 22 Prozent der Fälle sogar täglich. „Wir fordern die Krankenhäuser und die Politik auf, Ausbildungskapazitäten maximal zu steigern und vollständig zu refinanzieren“, so Karagiannidis.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: