Medizin

PICC-Katheter mit erhöhtem Thromboserisiko

  • Dienstag, 21. Mai 2013

Ann Arbor – Peripher eingeführte zentralvenöse Katheter (PICC-Line) erfreuen sich aufgrund der einfachen Platzierung, des hohen Patientenkomforts, und einer vermeintlich erhöhten Sicherheit steigender Beliebtheit. Das Risiko von Venen­thrombosen ist einer Meta-Analyse im Lancet (2013; doi: 10.1016/S0140-6736­(13)60592-9) zufolge jedoch doppelt so hoch wie bei konventionellen zentralvenösen Kathetern.

Die bevorzugten Zugangswege für einen zentralen Venenkatheter waren lange die Vena jugularis interna am Hals oder die Vena subclavia unter dem Schlüsselbein. Die Punktion ist jedoch kompliziert, Infektionen und Thrombosen sind gefürchtete Komplikationen. Ein PICC-Katheter kann dagegen über einen peripheren Zugang in der Armbeuge implan­tiert werden, von wo aus die Spitze in die obere Hohlvene vorgeschoben wird. PICC-Katheter gelten als sicher und werden deshalb häufig für längere intravenöse Therapien bevorzugt. Aufgrund ihrer Länge und dem Verlauf in der relativ engen Vena brachialis sind thrombotische Komplikationen jedoch nicht auszuschließen.

Laut der Meta-Analyse, in der Vineet Chopra vom University of Michigan Health System in Ann Arbor die Ergebnisse von 12 Vergleichsstudien zusammenfasst, treten tiefe Venenthrombosen sogar mehr als doppelt so häufig auf wie bei klassischen zentralen Venenkathetern (Odds Ratio 2,55, 95-Prozent-Konfidenzintervall). Die meisten Thrombosen ereignen sich in der Vena brachialis. Sie können dort zu Schmerzen und Schwellungen im Arm führen. Wenn sich Thromben lösen, kann es zu einer Lungenembolie kommen, zu denen es allerdings in den Studien in keinem Fall gekommen ist.

Thrombosierungen der Armvenen sind dagegen keinesfalls selten, wie Chopra in einer weiteren Analyse von 52 Studien (ohne eine Vergleichsgruppe mit zentralem Venenkatheter) zeigt. Die Inzidenz betrug bei Krebspatienten 6,7 Prozent und bei schwer erkrankten Patienten auf Intensivstationen sogar 13,7 Prozent. Der Editorialist Paolo Prandoni von der Universität Padua rät angesichts dieser Zahlen dazu, bei Risikopatienten einen klassischen zentralen Venenkatheter zu bevorzugen.

Das Risiko einer Thrombose könnte im Prinzip durch eine orale Antikoagulation gesenkt werden. Die Gabe von Vitamin-K-Antagonisten wäre wegen des hohen Blutungsrisikos durch die Medikamente (und der geringen Rate von Lungenembolien unter PICC-Kathetern) eine Übertherapie. Ob neuere orale Antikoagulanzien wie die Faktor-Xa- oder Thrombin-Inhibitoren hier ein günstigeres Nutzen-Risiko-Verhältnis haben, sollte zunächst in klinischen Studien geklärt werden, meint Prandoni.

rme

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