Ärzteschaft

Pilotprojekt „agnes zwei“: Brandenburg geht neue Wege in der Versorgung

  • Dienstag, 29. März 2011

Potsdam – Die Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg, die AOK Nordost und die Barmer GEK haben in einem Gemeinschaftsprojekt ein neues Patientenbetreuungsmodell zur Sicherung der medizinischen Versorgung auf den Weg gebracht. Bei der Initiative „agnes zwei“ steht eine speziell geschulte Praxismitarbeiterin chronisch kranken oder in der Mobilität eingeschränkten Patienten als Fallmanagerin zur Seite.

Sie kümmert sich beispielsweise um das Ausfüllen von Formularen und Anträgen, koordiniert Termine bei Fachärzten und in Rehaeinrichtungen, überwacht die Medikamentenpläne und bereitet Rezepte vor. Außerdem macht sie Hausbesuche und übernimmt dabei Behandlungen wie Blutdruck messen, Verbände wechseln und Spritzen setzen.

„In Brandenburg werden dringend qualifizierte Kräfte gebraucht, um die Versorgung der Patienten aufrecht zu erhalten“, sagte Hans-Joachim Helming, Vorstandsvorsitzender der KV Brandenburg, in Potsdam. „agnes zwei“ helfe dabei, komplizierte und zeitaufwendige Fälle zu managen und diene damit nicht nur dem Patienten, sondern entlaste auch die Ärzte. Das Pilotprojekt wird seit Jahresanfang in drei brandenburgischen Regionen erprobt.

„agnes zwei“ ist eine Weiterentwicklung des Konzeptes AGnES (Arztentlastende, Gemeindenahe, E-Health-gestützte Systemintervention), das an der Universität Greifswald in Mecklenburg-Vorpommern entwickelt worden ist. Das AGnES-Modell kommt lediglich in unterversorgten Gebieten zum Tragen und kann nur Patienten jenseits der 65 Jahre angeboten werden. Es ist ausschließlich eine Anbindung an einen Hausarzt vorgesehen.

Die Einsatzmöglichkeiten von „agnes zwei“ sind breiter: Die Praxismitarbeiterinnen sind flächendeckend im Einsatz und können sowohl an einer Einzel-oder Gemeinschaftspraxis als auch an  Medizinischen Versorgungszentren oder einem Ärztenetzwerk angesiedelt sein. Auch eine Anstellung über die Kassenärztliche Vereinigung ist möglich.

Ebenso wurde die Patientengruppe im Brandenburger Modell ausgeweitet: Die qualifizierten Kräfte kümmern sich um Kranke jeden Alters. Ein Einsatz ist in allen Gebieten möglich, die einen Bedarf an Fallmanagement haben, neben der Allgemeinmedizin etwa in der Gynäkologie, bei Diabetologen oder in Rheumapraxen.

Zur „agnes zwei“ können sich examinierte Krankenschwestern, Fachwirtinnen für ambulante medizinische Versorgung, Medizinische Fachangestellte mit mindestens drei Jahren Berufserfahrung oder nichtärztliche Praxisassistentinnen weiterbilden. Die dafür nötige Zusatzqualifikation wird über ein individuelles Zertifikat erworben, das die Einrichtung „Innovative Gesundheitsversorgung in Brandenburg“ ausstellt.
 

Zu diesem Joint Venture haben sich die Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg, die AOK Nordost und die Barmer GEK zusammengeschlossen, um innovative Strukturen in der medizinischen Versorgung zu entwickeln. In der Pilotphase werden verschiedene Vergütungsstrukturen wie Einzelfallabrechnungen oder eine Quartalsabrechnung erprobt. Ziel seien flexible Abrechnungsmodelle.

Nach dem noch unbestimmten Ende der Modellphase soll „agnes zwei“ in ganz Brandenburg eingesetzt werden. Sobald die Nachfrage vorhanden ist, wolle man möglichst bald in die Breite gehen, sagte Frank Michalak, Vorstandsvorsitzender der AOK Nordost.

nos

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