Plädoyer für Falldemonstrationen bei Obduktionen im Praktischen Jahr

Berlin – Pathologisch-anatomische Falldemonstrationen im Rahmen von Obduktionen sind für die Ausbildung von Medizinern unverzichtbar und sollten nicht aus dem Ausbildungskatalog gestrichen werden. Das betonen Pathologenverbände, Krebsregister und Verbände des öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD).
Hintergrund ist, dass diese Falldemonstrationen im aktuellen Entwurf einer Verordnung zur Neuregelung der ärztlichen Ausbildung (ÄApprO) nicht mehr vorkommen.
„Obduktionen sind zur Bestimmung von Todesursachen und zur Qualitätssicherung ärztlichen Handelns unverzichtbar – Medizinstudierende müssen darin Kenntnisse erwerben“, sagte die Vorsitzende des Bundesverbandes der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD), Kristina Böhm. Demonstrationen seien die beste Möglichkeit, diese Methode anschaulich darzustellen, betonte sie.
Obduktionen sind laut dem Nationalen Obduktionsnetzwerk (NATON) der Goldstandard in der postmortalen Diagnostik. „Durch keine andere Untersuchungsmethode lassen sich finale Krankheitszustände, Verletzungen, Pathophysiologien und -mechanismen sowie Todesursachen so vollständig untersuchen, begreifen und nachvollziehen wie durch eine Leichenöffnung“, heißt es in einer Stellungnahme des Verbandes.
Die Bedeutung betont auch der Bundesverband Deutscher Pathologen (BDP). „Obduktion bedeutet Lernen – fürs Leben und die Zukunft. Die angehenden Ärztinnen und Ärzte benötigen das profunde Wissen, das sie in pathologisch-anatomischen Falldemonstrationen gewinnen können. Sonst wird dieses Wissen mit der Generation von (Neuro)Pathologinnen und (Neuro)Pathologen, die bald in den Ruhestand geht, sterben“, warnt der Verband.
Die Wichtigkeit von Obduktionen hat sich laut dem BVÖGD zum Beispiel während der Coronapandemie deutlich gezeigt. Durch die Auswertung von Obduktionen sei es gelungen, das Krankheitsgeschehen besser zu verstehen und dadurch zum Beispiel die wichtige Frage zu beantworten, ob Erkrankte mit oder an COVID-19 verstorben waren. Aus den Obduktionsbefunden waren zudem laut dem Verband auch Therapiemöglichkeiten für die schwer Erkrankten ableitbar.
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