Politik

Politik forciert Gesundheitstelematik

  • Mittwoch, 24. Juni 2015
Uploaded: 26.06.2013 17:26:46 by mis
dpa

Berlin – Bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens will die Bundesregierung in dieser Legislaturperiode mit dem sogenannten E-Health-Gesetz Tempo machen. Das bekräftigte Oliver Schenk, Abteilungsleiter für Grundsatzfragen der Gesundheitspolitik und Telematik im Bundesgesundheitsministerium (BMG), zur Eröffnung der 20. TELEMED, die gestern in Berlin begann. Zusammen mit der digitalen Agenda zeichne der Gesetzesentwurf den Weg vor, mit dem hierbei weitere Erfolge erzielt werden sollen. Der Zeitplan: Nach dem Beschluss des E-Health-Gesetzes durch das Bundeskabinett Ende Mai steht bereits am 1. Juli die erste Lesung des Gesetzes im Bundestag auf der Agenda, und am 10 Juli ist die Beratung im Bundesrat vorgesehen.

„Deutschland braucht endlich eine funktionierende Telematikinfrastruktur und die Vernetzung der an der Gesundheitsversorgung Beteiligten, um die hohe Versor­gungsqualität  sichern und weiter verbessern zu können“, sagte Schenk. Neben der umfassenden Digitalisierung aller Lebensbereiche und dem veränderten Gesundheitsbewusstsein der Bevölkerung ist Schenk zufolge die Dynamik des wissenschaftlichen Fortschritts vor allem in der Bio- und der Medizininformatik ein Treiber der Entwicklung.

Wenn es in den kommenden Jahren gelinge, mit neuen Technologien die riesigen Datenmengen an gesundheitsrelevanten Informationen systematisch auszuwerten und zugleich telemedizinische Anwendungen flächendeckend zu nutzen, bestehe die große Chance, neue Versorgungspotenziale zu erschließen, erklärte Schenk. „Ein Schlüssel dafür ist sicherlich eine sichere und vertrauenswürdige Infrastruktur zur Übertragung der Daten.“

Neben den gesetzgeberischen Aktivitäten soll auch die vom BMG initiierte E-Health-Initiative dazu beitragen, den Austausch zwischen Krankenkassen, Industrie, Wissenschaftlern und Leistungserbringern zu fördern und Mehrwert-Anwendungen für die  Telematikinfrastruktur zu entwickeln. Von der Selbstverwaltung zu vereinbarende neue Vergütungsmodelle für telemedizinische Anwendungen sollen die Ausbreitung dieser Methoden in die Fläche fördern. Darüber hinaus biete der in der letzten Woche beschlossene Innovationsfonds mit 300 Millionen Euro jährlich die Chance, internet­medizinische Versorgungsangebote weiterzuentwickeln und dabei Sektorengrenzen zu überwinden, meinte Schenk.

Vor dem Hintergrund von Entwicklungen wie mobilen Anwendungen, Medizin-Apps, Big Data und der zunehmenden Verschmelzung von Medizinprodukten und Informations­technologie ist aus Sicht des BMG eine Strategie für die Weiterentwicklung von IT im Gesundheitswesen nötig. Diese soll insbesondere auch die „Analyse von Handlungs­feldern zu Big Data“ umfassen. Hierzu hat das BMG eine Studie in Auftrag gegeben, deren Ergebnisse laut Schenk  im zweiten Halbjahr vorliegen sollen.

Anlässlich ihres Jubiläums blickte die TELEMED auch auf zwei Jahrzehnte gelebte Gesundheitstelematik zurück. Kritisch reflektierte etwa der TELEMED-Mitbegründer Günter Steyer die Faktoren, die eine Überführung von telemedizinischen Anwendungen in die Regelversorgung bisher gehemmt hätten: Neben der ungenügenden Nutzung von Standards, unzureichender Interoperabilität zwischen den Systemen, fehlenden rechtlichen Rahmenbedingungen und einer ungenügenden Akzeptanzförderung seien hier auch ein über lange Zeit mangelnder politischer Wille sowie das Fehlen nachhaltiger Finanzierungsmodelle und Qualifizierungsmöglichkeiten zu nennen.

Positiv anzumerken sei jedoch, dass insbesondere durch die medizinische Unterversorgung in strukturschwachen Regionen und durch das wachsende Gesundheitsbewusstsein der Bevölkerung die Notwendigkeit des Einsatzes von Telemedizin bei allen Beteiligten präsenter sei als je zuvor.

KBr

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